In Schorndorf werden gemeinsam die Woche der Diakonie und das Landesmusikfestival eröffnet. Zahlreiche Einrichtungen stellen sich vor, die Stadt erklingt an vielen Stellen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Schorndorf - Ahmed Rachaidia arbeitet als Freiwilligendienstleistender in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung der Paulinenpflege in Winnenden. Vor fünf Jahren ist der heute 25-Jährige mit seinem Vater aus Tunesien nach Deutschland geflüchtet. Der junge Mann sei für die Einrichtung ein „echtes Geschenk, vor allem auch für unsere hörbehinderten Bewohner“, so die Paulinenpflege. Denn auch Ahmed Rachaidia ist gehörlos, und die Menschen, die er betreut, profitieren von seiner Gebärdensprachkompetenz.

 

Kirchengemeinden sammeln für diakonische Arbeit

Von der Diakonie Württemberg ist er wie viele andere Menschen, die sich in unterschiedlicher Weise beruflich oder ehrenamtlich für Menschen einsetzen, die Hilfe brauchen, zum „Alltagshelden“ gekürt worden. Diese Menschen sollen in der „Woche der Diakonie“ in den Mittelpunkt gestellt werden. Mit der Kampagne wirbt der baden-württembergische Dachverband für die Arbeit seiner Einrichtungen und sammeln die Kirchengemeinden für die diakonische Unterstützung von Menschen in Not.

Am Samstag ist die Kampagnenwoche in Schorndorf eröffnet worden. Auf dem Archivplatz haben von der Erlacher Höhe von über Brot für die Welt, über die Notfallseelsorge und die Neue Arbeit bis hin zum Backnanger Hospiz zahlreiche der insgesamt 56 diakonischen Einrichtungen im Rems-Murr-Kreis ihre Arbeit und ihre Angebote vorgestellt.

Alltagshelden sind für Dieter Kaufmann, den Vorstandsvorsitzenden des Diakonischen Werks Württemberg, aber nicht nur die Helfer. Auch ein Alkoholkranker, der jeden Tag darum ringen muss, dass er „trocken“ bleibt, gehört für den Oberkirchenrat dazu. In einer Kampagne, die schon im Jahr 2018 gestartet wurde, wirbt die Diakonie unter dem Titel „Unerhört“ für die Belange jener, die in einer leistungsorientierten Welt auf der Strecke zu bleiben drohen. Das erklärte Ziel ist, die Diskussion über soziale Gerechtigkeit und das Miteinander in der Gesellschaft anzustoßen.

Unendlich musikalisch lautet das Motto

In Schorndorf ist dieses Miteinander auch bei der Eröffnung der Woche der Diakonie praktiziert worden, denn die große Bühne am Archivplatz hat sich die Diakonie am Samstag mit dem Landesmusikverband geteilt. Der hatte für das Motto seines Landesmusikfestivals in diesem Jahr zwar in Anspielung das Motto der Remstal-Gartenschau zwar „Unendlich musikalisch“ gewählt. Der Fokus aber war besonders auf die Themenbereiche Kooperation, Integration und Partizipation gelegt worden.

Eigens für die gemeinsame Auftaktveranstaltung mit der Diakonie hatte der Liederkranz Weiler/Rems mit dem Wohnheim der Diakonie Stetten einen inklusiven Projektchor gegründet, der auch den musikalischen Eröffnungspart übernahm. Insgesamt rund 1400 Musiker bespielten dann am Samstag über mehrere Standorte verteilt und in unterschiedlichen Stilen die Stadt Schorndorf und am Abend zum Abschluss die Nachbarkommune Plüderhausen, dort im Rahmen der Veranstaltung „Rems in Flammen“.

Groove Inklusion lebt das Miteinander längst vor

Dass die Verbindung unterschiedlicher Menschen gerade in der Musik in ganz besonderer Weise gefördert wird, wie die Schorndorfer Dekanin Juliane Baur betonte, zeigte sich schon beim Auftakt am Vormittag spätestens beim Auftritt von Groove Inclusion. In der vor fünf Jahren gegründeten inklusiven Bigband wirken fast 30 Musiker mit, etwa die Hälfte hat ein Handicap. „Wer da jetzt eine Behinderung hat, weiß keiner so genau“, betonte der Profi-Jazzer und Bandleader Hans Fickelscher, „aber das ist auch nicht wichtig: Wir machen alle zusammen Musik.“ Und das auch in Schorndorf so, dass man mitgerissen wurde. Joe Cocker hätte an der Interpretation von Unchain My Heart und speziell den Gesangseinlagen von Tobias Petersen sicherlich seine Freude gehabt.