Der Diakonieladen ist mittlerweile eine feste Institution, für Flüchtlinge und für Einheimische. Das Bewusstsein gegen eine Wegwerfgesellschaft ist gewachsen.

Renningen - Was sollen wir mit diesem vielen Platz bloß anfangen?“ Diese Frage haben sich die Helfer des Diakonie-Ladens in Malmsheim vor der Eröffnung vor rund eineinhalb Jahren mehr als einmal gestellt. Die Frage hat sich inzwischen erübrigt. Die Halle in der Merklinger Straße ist voll bis obenhin, die Regale sind bestens bestückt mit so ziemlich allem, was zum täglichen Bedarf dazugehört: Kleidung, Geschirr, Taschen, Bücher und mehr. In Renningen und darüber hinaus hat sich der Second-Hand-Laden längst etabliert – sowohl bei Spendern als auch bei den Kunden. „Wir sind gut angekommen“, formuliert es Simone Schächtele, Bezirksgeschäftsführerin für das Haus der Diakonie Leonberg. „Es ist faszinierend zu sehen, wie sich dort alles entwickelt hat.“

 

Zwei, die seit der ersten Stunde dabei sind, sind Elke Haamann und Augusta Breier vom AK Asyl in Renningen. Auf dessen Bestrebungen nämlich geht der Second-Hand-Laden unter der Trägerschaft der Diakonie zurück. Fragen und Unsicherheiten, ob die Grundfläche des Ladens, für den schließlich auch Miete bezahlt werden muss, nicht zu groß ist, ob das Angebot angenommen wird und die Helferschaft bei der Stange bleibt, haben sich längst zerstreut. „Mich begeistert immer wieder das Herzblut der Mitarbeiter“, erzählt Augusta Breier. „Fast alle von uns sind von Anfang an dabei“, ergänzt Elke Haamann.

Flüchtlinge wie Deutsche kommen in den Laden

Die Idee hinter dem Second-Hand-Laden war ursprünglich auf das Malmsheimer Flüchtlingsheim ausgerichtet, um mehr Struktur in die Organisation der Sachspenden zu bekommen. Daraus hat sich eine feste Malmsheimer Institution entwickelt, in die Flüchtlinge wie Deutsche gehen, nicht nur aus Malmsheim, sondern auch aus Renningen und darüber hinaus.

Die Arbeit im Laden sei mit großem Zeitaufwand verbunden, „am Anfang habe ich schon unterschätzt, wie viel da eigentlich dranhängt“, so Breier. „Aber wir haben auch immer sehr viel Spaß.“ Im Laden gehe es immer sehr humorvoll zu, und die Leute seien gut gelaunt. Nicht nur die Mitarbeiter fühlen sich demnach wohl. „Wir haben Kunden, die kommen fast jeden Tag oder zumindest an einem festen Tag in der Woche, einige nutzen das auch als Treffpunkt“, berichtet Haamann. „Wir haben zum Beispiel ein paar ältere Damen, die herkommen, nur um ein bisschen zu plaudern.“ Das sei gerade das Schöne an der Arbeit im Diakonieladen, findet Elke Haamann, „der zwischenmenschliche Kontakt“.

Schwarze Schafe unter Käufern wie unter den Spendern gibt es natürlich, berichten die beiden Mitarbeiterinnen. „Mir war nicht klar, dass man Spenden so hüten muss“, sagt Augusta Breier. „Es gibt immer wieder Leute, die das ausnutzen.“ Diese Menschen gingen gezielt in gemeinnützige Second-Hand-Läden auf der Suche nach Schnäppchen, die sie hinterher weiterverkaufen.

Stärkeres Bewusstsein für die Wegwerfgesellschaft

Auch so manche Spender nähmen es mit der Vorgabe „gut erhalten“ nicht so genau. Mit löchriger Kleidung oder einem 50 Jahre alten Kinderwagen können die Mitarbeiter des Diakonieladens nichts anfangen. „Manche bringen uns sogar schmutzige und ungewaschene Kleidung“, sagt Haamann und muss die Stirn runzeln. Auch so etwas müssen die Ehrenamtlichen gleich aussortieren. Den Aufwand, die Waren selbst zu waschen und herzurichten, könnten sie gar nicht leisten. „Aber in der Regel wissen die Menschen, was sie spenden können und was nicht.“

In jedem Fall entwickle man bei der Arbeit ein noch stärkeres Bewusstsein dafür, „in was für einer Wegwerfgesellschaft wir leben“, findet Breier. Dafür, wie viel unbedacht eingekauft und dann, wenn nicht gespendet, einfach weggeworfen wird. „Wir hatten auch schon Klamotten hier, an denen noch das Preisschild hing“, so Haamann. Und man bekomme ein Gefühl für die Probleme in der Gesellschaft. Wenn zum Beispiel Großeltern kämen auf der Suche nach einem Geschenk für den Enkel, weil sie sich einen Neukauf schlicht nicht leisten könnten. „Es gibt schon einige Kunden, bei denen man merkt: Die müssen selbst hier im Laden genau überlegen, ob sie sich das leisten können oder nicht.“