Der Diakonissenplatz kann zum Park für alle umfunktioniert werden: Der Gemeinderat hat die zusätzlichen Mittel für die Verlegung der dortigen Jugendverkehrsschule genehmigt.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Die Investitionskosten für den Umzug der Jugendverkehrsschule an den Vogelsang waren explodiert, und das Projekt hatte es nicht auf die „grüne Liste“ geschafft. Es war mehr als fraglich, ob der Gemeinderat die benötigten zusätzlichen Mittel in Höhe von 1,94 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2016/2017 bewilligen würde. Er hat, die Kuh ist vom Eis. Mit dem Bau soll der Jugendverkehrsschule könnte gemäß Zeitplan im Oktober 2017 begonnen werden. Der Einzug wäre dann Ende 2018 möglich.

 

Ein Park für ein boomendes Quartier

Das schon so lange währende Projekt ist für den Stuttgarter Westen aus zwei Gründen bedeutsam: Zum einen ist die alte Schulungsanlage auf dem Diakonissenplatz hoffnungslos veraltet. Sie stammt noch aus den 1950er Jahren. Zum anderen ist der städtebauliche Wert des frei werdenden Geländes gar nicht zu überschätzen. Momentan entsteht in dem Gebiet Rosenberg-, Falkert- und Forststraße ein neues, zentrumsnahes Quartier mit Gesundheitshaus, Mietwohnungen sowie einer Gewerbeeinheit. Noch eine Reihe weiterer Veränderungen im Quartier stehen an. So wird das Areal östlich des Diakonissenplatzes neu bebaut und das Gelände des ehemaligen Oberschulamts an der Breitscheidstraße umgenutzt. Insgesamt entsteht in der Umgebung Wohnraum für etwa 500 Personen. Die Anzahl der Quartiersbewohner wird demnach in naher Zukunft signifikant steigen. Ein zentraler Park wäre für die neuen und eingesessenen Bewohner der Gegend eine optimale Ergänzung zum neuen Gebäudeensemble. Im Grunde ist der Park mit Bäumen, Wegen und Grünflächen sogar schon vorhanden, nur ist er nicht öffentlich zugänglich, sondern wird derzeit von der Jugendverkehrsschule mit Beschlag belegt.

Unangenehme Überraschungen

Seit Frühjahr 2014 wird auf dem Areal bereits gebaut, und eigentlich hatte man den Umzug der Jugendverkehrsschule zeitgleich vorantreiben wollen. Doch tauchten eine ganze Reihe von Schwierigkeiten auf, so dass die 2013 bewilligten 1,8 Millionen Euro bei weitem nicht mehr ausreichten, um das Vorhaben zu stemmen: Der Standort der Schule musste verlegt, der Gebäudeentwurf überarbeitet werden. Damit einher gingen Umverlegungen von Leitungen und einer Notausfahrt. Der Brandschutz, die Außenanlagen und Ausgleichsmaßnahmen verteuerten das Projekt, und die Ausstattung, die man bislang gar nicht berücksichtigt hatte, kam dazu. Oben drauf kamen dann auch noch Kosten für die Entsorgung von Altlasten, die man plötzlich im Erdreich fand – Brandschutt aus dem Zweiten Weltkrieg. Kurz um: Die Grobkostenermittlung aus dem Jahr 2013 war Makulatur. Im Sommer 2015 wurde sie schließlich auf 3,75 Millionen Euro taxiert – etwa das Doppelte des ursprünglichen Betrags.

Die überarbeiteten Pläne für die Schule am neuen Standort wurden kürzlich im Bezirksbeirat vorgestellt. Präsentiert wurde ein eingeschossiges, langes Gebäude, das sich an die Grünfläche schmiegt und in der Mitte einen Durchlass für eine Notdurchfahrt aufweist. Die Bezirksbeiräte stimmten für das Konzepts und stärkten so der Verwaltung bei den Haushaltsberatungen den Rücken. Die konnte am vorvergangenen Freitag den Gemeinderat von ihren Plänen überzeugen: Das Geld ist da. Bis man aber in die Bürgerbeteiligung zur Neugestaltung des Parks am Diakonissenplatz einsteigt, wird es wohl noch dauern.