Noch ist die Stimmung bei den 50 größten Unternehmen im Südwesten gut. Doch das Tempo des Wachstums lässt deutlich nach. Daimler bleibt Tabellenführer, Heidelberger Druckmaschinen rutschen auf Platz 50 ab.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - „Die Stimmung in den Unternehmen ist positiv“, sagt Heinrich Baumann. „Für dieses Jahr und auch für die ersten Monate des kommenden Jahres sieht es noch gut aus“, prognostiziert der Präsident des Landesverbandes der Industrie (LVI) in Baden-Württemberg. Auch die großen Unternehmen im Südwesten rechnen damit, dass ihr Umsatz weiter steigen wird. Doch erste Bremsspuren sind nicht zu verkennen.

 

So erwartet etwa Mercedes-Benz Cars, die Personenwagensparte des Autobauers, für das laufende Jahr nur noch einen Absatz in der Höhe des Vorjahres. Wegen des Handelskrieges zwischen den USA und China sah sich der Fahrzeugbauer auch schon genötigt, eine Gewinnwarnung auszusprechen. Da das Reich der Mitte als Reaktion auf das protektionistische Treiben von US-Präsident Donald Trump ebenfalls Zollmauern gegenüber den Vereinigten Staaten hochzieht, sorgt sich das nach wie vor größte Unternehmen im deutschen Südwesten um die Exporte aus seinen US-Fabriken nach China: Gehen diese zurück, drückt dies auch auf den Gewinn von Daimler.

Wachstum wird auch bei Bosch geringer ausfallen

Auch bei Bosch, der Nummer zwei im Land, wird das Wachstum wohl geringer ausfallen: Wegen konjunktureller und politischer Risiken erwartet der Stuttgarter Technologiekonzern im laufenden Jahr ein Umsatzplus zwischen zwei und drei Prozent – für das vergangene Jahr konnte dagegen noch eine satte Zunahme von fast sieben Prozent in die Bücher geschrieben werden. Auch der Zulieferer ZF in Friedrichshafen, hinter der Schwarzgruppe (Lidl, Kaufland) viertgrößtes Unternehmen im StZ-Ranking, rechnet für das laufende Jahr mit einem geringeren Wachstum.

Grafik: Das sind die 50 größten Unternehmen

Noch stehen die südwestdeutschen Maschinenbauer – mit mehr als 318 000 Beschäftigten die mitarbeiterstärkste Industriebranche im Land – auf der Sonnenseite der Konjunktur. Um nicht weniger als 17 Prozent konnten sie ihre Auftragseingänge von Januar bis Juni steigern – besonders wegen der starken Nachfrage im Inland. „Bei den zusätzlichen Orders ging es in erster Linie um Erweiterungs- und Modernisierungsinvestitionen unserer Kunden“, erklärt Dietrich Birk, Geschäftsführer des Maschinenbauverbandes VDMA in Baden- Württemberg. Der Besucherandrang auf der heute zu Ende gehenden Stuttgarter Werkzeugmaschinenmesse AMB (Ausstellung für Metallbearbeitung) unterstreicht die zuversichtliche Stimmung im Maschinenbau. Für 2018 rechnet Birk mit einem Umsatzplus der südwestdeutschen Maschinenbauer um fünf Prozent. Doch für das kommende Jahr erwartet er nur noch einen Zuwachs um zwei Prozent. Bei der jüngsten Umfrage gab bereits jedes fünfte der vom Verband befragten Unternehmen an, mit einer konjunkturellen Abkühlung zu rechnen. „Die Zahl derer, die einen Abschwung erwarten, hat deutlich zugenommen“, sagt Birk zum Ergebnis der Umfrage.

Handelsverbands-Chefin rechnet mit zwei Prozent Umsatzwachstum in 2018

„Es gibt viele Gründe, weshalb es schlechter werden könnte“, warnt auch LVI-Präsident Baumann. Weltweite Abschottungstendenzen meint er damit ebenso wie den schon seit neun Jahren anhaltenden Aufschwung, der eben auch mal zu Ende gehe. Niemand dürfe glauben, diese positive Entwicklung währe ewig. Auch im Handel wachsen die Bäume nicht in den Himmel: Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, schätzt, im laufenden Jahr würden die Umsätze gegenüber 2017 nominal um zwei Prozent steigen.

Nicht nur bei den großen Konzernen, auch bei Freudenberg in Weinheim richtet man sich auf eine geringere Dynamik ein. Das Familienunternehmen rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem Wachstum des Umsatzes zwischen einem und drei Prozent.

Den meisten Firmen ein deutliches Umsatzplus gebracht

Die gute Konjunktur des vergangenen Jahres hat den meisten unter den 50 größten Unternehmen nochmals ein teilweise deutliches Umsatzplus beschert, die Zahl ihrer Mitarbeiter steigerten sie per Saldo um etwas mehr als 73 000 Beschäftigte. Niemand stellte dabei mehr ein als Bosch, doch nirgends stieg die Zahl der Mitarbeiter prozentual so stark wie beim Mannheimer Landmaschinenhersteller John Deere: Maßgeblich dafür war der Kauf der Wirtgen Gruppe aus dem rheinland-pfälzischen Windhagen. Durch den Erwerb dieses Herstellers von Straßenbaumaschinen verdoppelte John Deere Deutschland Umsatz und Mitarbeiterzahl. Die Tochter des gleichnamigen US-Konzerns machte damit im StZ-Ranking den größten Sprung nach vorne: Von Platz 34 auf Platz 19.

Veränderte Schätzung bringt IBM Deutschland nach vorn

Dass IBM Deutschland in der Tabelle weiter oben rangiert, hängt mit veränderten Schätzungen zusammen. Das Unternehmen selbst macht keine Angaben, diese beruhen auf Informationen der StZ. Demnach stellt die IBM-Deutschland-Zentrale in Ehningen bei Böblingen nur einen kleinen Teil der Konzernaktivitäten in Deutschland dar. In unsere aktuellste Berechnung fließen nun auch die Umsätze anderer deutscher Niederlassungen ein, die nicht zu IBM Deutschland gehören.

Neu in der Liste sind die Karlsruhe Raffinerie Miro, der Autozulieferer SMP Automotive aus Bötzingen sowie die Erwin Hymer Group aus dem oberschwäbischen Bad Waldsee. Da die Messlatte für eine Aufnahme inzwischen höher liegt als beim Ranking 2017 sind der Verbandsstoffhersteller Hartmann, der Reinraumbauer Exyte (früher M+W Group) sowie HP Deutschland nicht mehr in der Tabelle vertreten.