An der Seite der fünf ehemaligen und aktuellen Spitzenmanager der Deutschen Bank sitzt das Who’s who der deutschen Strafverteidiger-Szene. Das Verfahren am Landgericht München geht am Dienstag in die zweite Runde.

München - Es ist ein Wirtschaftsprozess der Superlative. Weil sie versucht haben sollen, ein anderes Gericht anzulügen, sitzen Jürgen Fitschen als Co-Chef der Deutschen Bank und vier frühere Kollegen sowie das Geldhaus selbst auf der Anklagebank am Landgericht München. Juristisch flankiert werden sie von einer ganzen Armada. Allein im Gerichtssaal stehen den Angeklagten 16 Strafverteidiger zur Seite, für die im Hintergrund zusätzliche Juristenteams tätig sind. Es ist das Who’s who der Branche mit Starverteidigern wie Hanns Feigen, Norbert Scharf und Eberhard Kempf, die Angriff bisweilen als die wirksamste Verteidigung verstehen.

 

Das gilt vor allem für Feigen, einem Jesuitenschüler mit tiefer Stimme und Stundenhonoraren, die dem Vernehmen nach jenseits von 500 Euro liegen. Er ist der Hauptverteidiger Fitschens. Feigen hat schon Wirtschaftsgrößen wie Infineon-Boss Ulrich Schumacher (Freispruch), Post-Chef Klaus Zumwinkel (Bewährungsstrafe) und den FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß (dreieinhalb Jahre Haft) vertreten. Auch der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking setzt auf ihn.

Feigen tritt als Gegenspieler der Oberstaatsanwältin auf

Zum Verhandlungsauftakt am vergangenen Dienstag trat Feigen als Hauptgegenspieler der anklagenden Oberstaatsanwältin Christiane Serini auf. Was sie vorbringe, sei bestenfalls Popanz. Sie habe über ein Jahr lang entlastende Dokumente unterdrückt. Dazu muss man wissen, dass Staatsanwälte in Deutschland verpflichtet sind, ergebnisoffen zu ermitteln. Im März 2014 hat Serini eine Razzia bei den Kanzleien angeordnet, die schon 2011/12 im Schadenersatzprozess der Kirch-Erben gegen Deutschlands größtes Geldhaus für die Deutsche Bank tätig waren. Es ging um die Kernfrage, ob die Bank den inzwischen verstorbenen Leo Kirch und dessen Firmenimperium Anfang 2002 unter Druck setzen wollte, um ihn exklusiv zu beraten und dabei üppig zu verdienen.

Bei der Razzia habe Serini in Notizen der Rechtsanwälte aber gegenteilige Beweise gefunden, meint Feigen. Die Anwälte hätten nach Gesprächen mit den jetzt Angeklagten notiert, dass die Deutsche Bank vorzugsweise Kirch-Gegenspieler wie Rupert Murdoch hätte beraten wollen. Ein vermeintlicher Versuch, Kirch zu einem solchen Mandat zu erpressen, ist aber auch Basis aller jetzigen Vorwürfe gegen die Banker. Erst im Februar 2015 habe Serini den neuen und „für die Anklage desaströsen“ Umstand in den Akten publik gemacht, moniert Feigen. Sein Mandant Fitschen werde deshalb nur Fragen des Gerichts, nicht aber der Staatsanwaltschaft beantworten, weil er an deren Objektivität massive Zweifel habe.

Scherfs Mandant Breuer fühlt sich von der Justiz verfolgt

Als Angreifer in Szene setzt sich auch der Verteidiger des als Hauptangeklagter geltenden Ex-Chefs der Deutschen Bank, Rolf Breuer. Das ist der Münchner Strafrechtsexperte Norbert Scharf, der vor Kurzem noch Formel-1-Macher Bernie Ecclestone erfolgreich vor Gericht vertreten hat. Hinter Scharf steht die renommierte und auf Wirtschaftsrecht spezialisierte Kanzlei Grub Brugger. Alle Vorwürfe sind falsch, behauptet Scharf. Breuer habe das Oberlandesgericht München nicht getäuscht und dass dieses die Deutsche Bank 2012 zu Schadenersatz für die Kirch-Erben verdonnert hat, sei ein Fehlurteil gewesen. Breuer habe mit seinem legendären Interview, in dem er 2002 öffentlich die Kreditwürdigkeit seines Kreditkunden Kirch angezweifelt hat, nichts und niemanden schädigen können. Schließlich sei Kirch damals schon pleite und nicht mehr sanierungsfähig gewesen. OLG-Richter Guido Kotschy habe zudem mehr für Staatsanwälte und deren Ermittlungen gegen Deutsch-Banker gearbeitet, als dass er an einer wahrheitsgemäßen Klärung angeblicher Schadenersatzansprüche interessiert gewesen sei. Sein Mandant Breuer fühle sich von der Münchner Justiz geradezu verfolgt.

Ähnlich auf Krawall gebürstet ist auch Eberhard Kempf, Verteidiger des früheren Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann. Das war er schon 2004 im Mannesmann-Prozess, wo sein Mandant gegen die Zahlung von 3,2 Millionen Euro straffrei davonkam. Verteidigt hat der 71-Jährige auch den Börsenhändler Nick Leeson, den RAF-Anwalt Klaus Croissant und den Terroristen Hans-Joachim Klein. Was die Anklage präsentiert, sei wie aus einem Wirtschaftskrimi, aber einem schlechten, in dem nichts stimmt, sagt der aus dem Linken-Milieu stammende Strafverteidiger, der irgendwann die Seiten gewechselt hat. Er strebe für seinen Mandanten einen Freispruch an, weil es nie ein Komplott der Banker gegeben habe. Die Fronten in einem der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse aller Zeiten sind früh klar geworden.