Kunterbunte Bonbons, banale Spielregeln und ein bisschen Glitzer: Das Onlinespiel „Candy Crush Saga“ gibt es bei Facebook, für Smartphones und Tablets. Warum nur ist die App so erfolgreich?

Digital Desk: Anja Treiber (atr)

Stuttgart - Ihr Partner, Ihre Tochter oder Ihre beste Freundin daddeln ständig auf dem Smartphone? Sie schieben bunte Dinge über den Bildschirm und erfreuen sich daran? Mit großer Wahrscheinlichkeit sind sie in die Fänge von Mr. Toffee und seiner Tochter Tiffi Toffee geraten und spielen „Candy Crush Saga“. Das Onlinespiel wird nach Angaben seines britischen Entwicklers King insgesamt mehr als eine Milliarde Mal pro Tag weltweit gezockt.

 

Ursprünglich startete „Candy Crash Saga“ als Spiel, das Nutzer im Internet über ihren Browser spielen konnten. Vor etwa eineinhalb Jahren brachte King es auch als Facebook-Spiel auf den Markt. Inzwischen ist es mit weltweit 15 Millionen täglichen Nutzern nach Angaben der Experten von Inside Social Media das am weitesten verbreitete Spiel in dem sozialen Netzwerk vor Farmville Zwei von Zynga (etwa 6,6 Millionen Nutzer). Im November 2012 folgte die mobile Version für Smartphones und Tablets. Inzwischen wurde „Candy Crush Saga“ nach Unternehmensangaben etwa eine halbe Milliarde Mal auf Smartphones oder Tablet-Computer heruntergeladen.

Mehr als 400 Levels führen durch Candystadt

Die Spielregeln sind denkbar einfach und keineswegs revolutionär. Drei identische Süßigkeiten müssen mit nur einem Zug horizontal oder vertikal in eine Reihe geschoben werden. Wenn das gelingt, verschwinden sie, und neue Bonbons rutschen nach. Ziel des Spiels ist es, mit möglichst wenigen Spielzügen möglichst viele Dreierpakete zusammen zu puzzeln und damit verschiedene Aufgabe zu lösen und Punkte zu sammeln. So kann man den Protagonisten des Spiels, Mister Toffee und seiner Tochter Tiffi Toffee, über mehr als 400 Levels durch die zuckersüße, knallbunte Candystadt folgen.

Und welchen Sinn soll das haben? Keinen! „Candy Crush Saga“ ist ein sogenanntes Casual Game (Gelegenheitsspiel), Zocken zum Zeitvertreib also: beim Warten an der Bushaltestelle, in der Mittagspause oder nebenbei auf dem Sofa. Mit etwa 70 Prozent zählen laut King vor allem Frauen zu den Nutzern. Hendrik Lesser, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Computerspielindustrie G.A.M.E. überrascht das nicht: „Frauen knobeln gerne, bei ihnen sind solche Spiele sehr beliebt.“

Das Rezept des Erfolges

„Das Spiel macht süchtig!“, schreibt ein Fan in den Bewertungen im Google Play Store, in dem man die App für Android-Geräte herunterladen kann. „Meine Freundin beschwert sich, dass ich ständig daran sitze“, notiert ein anderer. Lässt man technische Probleme außen vor, bewerten Nutzer das Spiel im App Store und im Google Play Store überwiegend positiv – und immer wieder ist die Rede von der Sucht.

Das G.A.M.E-Vorstandsmitglied Lesser versucht das zu erklären: „Der Erfolg des Spiels liegt darin, dass der Grundmechanismus sehr einfach ist. Das versteht wirklich jeder.“ Jeder Handlung folgt unmittelbar ein Feedback, was bei dem Spieler Glücksmomente auslösen und ihn im Spiel halten solle. Hinzu komme der soziale Aspekt. Wer „Candy Crush“ spielt, kann verfolgen, in welchem Level sich seine Facebook-Freunde befinden, sie anfeuern, auslachen oder um zusätzliche Leben bitten, wenn es bei ihm einmal nicht rund läuft. „Über diese soziale Komponente entsteht eine Gruppendynamik“, ergänzt Lesser. Auch das führe dazu, dass die Spieler dabei bleiben.

King hat Updates angekündigt

Es gibt aber auch Kritik an dem Spiel, vor allem an den sogenannten In-App-Verkäufen. Das sind kostenpflichtige Extras, mit denen man im Spiel schneller vorankommt. An diesen Angeboten verdienen die Hersteller kostenloser Applikationen Geld. Für jeweils 89 Cent können bei „Candy Crush Saga“ beispielsweise zusätzliche Leben oder Spielzüge gekauft werden. „Das macht nur ein sehr geringer Prozentsatz an Spielern“, sagt der Sprecher der deutschen PR-Agentur von King. Das könne nur bei Bekanntheit und Erfolg der App funktionieren, die Masse an Spielern mache es.

Auch wenn King „als Privatunternehmen keine Angaben zum Umsatz“ machen möchte, gab der King-Chef Riccardo Zacconi gegenüber dem „Handelsblatt“ im Mai 2013 an, seit Januar 2005 profitabel zu arbeiten. Zum ersten Geburtstag der mobilen Version für Smartphones und Tablets im November kündigte King neue Updates für das erfolgreiche Spiel an, damit es den Candy Crushern in ihrer grün-blau-pinken Süßigkeiten-Welt nicht langweilig wird.

Das Modell Kostenlos-App

App Zunächst wird die Applikation kostenlos für den Nutzer angeboten. Der kann sofort mit dem Spiel beginnen. Es soll von möglichst vielen Menschen genutzt werden und es so in die Charts der beliebtesten Apps für Apple- oder Android-Smartphones oder Tablets schaffen.

In-App-Angebote Erst später bekommt der Spieler kostenpflichtige Angebote, etwa zusätzliche Leben oder Extras, die ihn schneller durch das Spiel bringen. Laut dem Branchenverband G.A.M.E greifen durchschnittlich fünf bis 25 Prozent der Nutzer bei solchen In-App-Verkäufen zu.

EntwicklerFür die Unternehmen sind die Angebote neben Werbung eine wichtige Einnahmequelle. „Nutzen weniger als fünf Prozent diese Angebote, wird es für das Unternehmen sehr schwierig, mit dem Produkt Geld zu verdienen“, sagt Hendrik Lesser von G.A.M.E.