Die ARD trennt sich nach der WM von Philipp Lahm als Experten. War der Ex-Nationalspieler zu langweilig?

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Philipp Lahm ist auch Weltmeister darin, sehr viel zu reden, ohne dabei wirklich etwas zu sagen. Mit dieser Eigenschaft hat sich der ehemaligen Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei seinen Mitspielern einst den Spitznamen „Kanzler“ eingehandelt. Diese persönliche Vorgeschichte hat die ARD aber nicht davon abgehalten, ihn als Fernsehexperten zu verpflichten.

 

Philipp Lahms Vertrag wird in Folge seiner WM-Auftritte allerdings nicht verlängert. Zusammen mit der Moderatorin Jessy Wellmer hatte er von einem am Tegernsee vor malerischer Kulisse drapierten Rattansofa aus das Geschehen in Russland ferndiagnostiziert. Das war den Fernsehmachern zu nichtssagend und langweilig. „Manchmal hätten wir uns mehr von seinem Erfahrungsschatz und noch deutlichere Einschätzungen gewünscht“, sagte der ARD- Sportkoordinator Axel Balkausky bereits unmittelbar nach dem Turnier.

Eine eher meditative Stimmung

Tatsächlich hatten die Unterhaltungen zwischen Jessy Wellmer und Philipp Lahm eher einen meditativen Ansatz und waren damit das Kontrastprogramm zur große Aufregung um die schwachen Leistungen der deutschen Mannschaft. „Die Auftaktniederlage hat etwas Positives“, mutmaßte Lahm zum Beispiel, „ sie lässt das Team zusammenrücken.“ Über das skandalträchtige Özil-Erdogan-Foto meinte Lahm nur: „Der Mesut braucht Zeit.“ Was sich anhörte wie seine Einschätzung zum WM-Ball: „Rund ist er jedenfalls schon mal.“ Möglicherweise hätte der Sender trotzdem an Philipp Lahm als Experten festgehalten.

Und der hat dann irgendwann tatsächlich noch Klartext zur Situation im Nationalteam geredet und Joachim Löw für seine laxe Mannschaftsführung kritisiert. Dies tat er allerdings nicht in der ARD, sondern veröffentlichte die vielbeachtete Einschätzung über seinen privaten Social-Media-Kanal. Was bei ARD mit Fassungslosigkeit zur Kenntnis genommen wurde: Nach dem Motto: Wir bekommen die Gute-Nacht-Geschichten, und das Interessante haut er dann im Alleingang raus. Raus ist jetzt auch Lahm. Deshalb will die ARD stärker auf Thomas Hitzlsperger als Experten bauen. Mit dem Vorstandsmitglied des VfB Stuttgart war der Sender bei der WM nämlich hoch zufrieden.