Nadia Köhler Foto: StZ
Der Intellektuelle schenkt dir ein Buch – gern Hesses „Glasperlenspiel“ –, der Romantiker einen Ring – 925 Silber vom Tollwoodfestival –, und der Coole schraubt dir ein Rollbrett zusammen und stellt dich seiner Clique vor. Der perfekte Mann aber steckt dir ein Mixtape zu. Nie wieder waren Liebeserklärungen so aufregend wie im Kassetten-Zeitalter. Und selten ließen sie so viel Interpretationsspielraum. Was genau will er dir sagen, wenn das Band mit „Killing in the Name“ von Rage against the Machine anfängt? Muss man die Textzeile „Fuck you, I won’t do what you tell me“ persönlich nehmen, oder will er nur seine lässige Unabhängigkeit unterstreichen? Und wie süß ist das eigentlich, zwischen den Liedern zu moderieren – auf Deutsch mit französischen Akzent! Das Mikro für zehn Mark aus dem Elektromarkt rauscht zwar ziemlich, und man versteht nur die Hälfte.

Aber egal, wenn man bedenkt, wie viel Zeit und wie viel Mut das gekostet haben muss! Zurück ins Jahr 2013. Heute entstehen Mixtapes so: schnell eine iTunes-Liste auf eine CD gebrannt und eben mal ein Cover auf dem Mac entworfen. Schnöde.