Matthias Schmidt Foto: StZ
Es gibt kein Buch, das „Zen und die Kunst Kassetten zu reparieren“ heißt. Aber ich könnte es schreiben. Denn die Dinger waren ja dauernd kaputt. Besonders das teure Marantz-Radio, eigentlich die technische Krönung meines gelben R4, zerstörte die Bonsai-Tonbänder mit niederschmetternder Zuverlässigkeit. „Es hat schon wieder eine gefressen“, war damals ein gebräuchlicher Satz. Band zerknittert, Band gedehnt, Band gerissen – fast wie beim Orthopäden. Für die Operation brauchte man exakt vier Dinge: einen Kreuzschlitzdreher für die vier Schräubchen in den Ecken und die eine in der Mitte, eine Schere, ein Stückchen Tesafilm und unmenschlich viel Geduld. Am schwierigsten war es, das geflickte Band um die Führungsrollen zu fädeln und den Kassettendeckel aufzusetzen, ohne dass es zu neuen Verhedderungen kam. Wenn alles gut ging, fehlten nach der Operation nur Millisekunden der kostbaren Musik. Was für ein Glücksgefühl, wenn Johnny Guitar Watsons Groove dem R4 wieder Flügel verlieh! So befriedigend! Und so kurz.