Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die Chefs des FC Bayern, lassen keine Gelegenheit aus, anderen vors Schienbein zu treten. Ganz nach dem Motto: Bloß kräftig draufhauen, wenn einer schon am Boden liegt.

Stuttgart - Mit vereinten Kräften haben Karl-Heinz Rummenigge und vor allem Uli Hoeneß aus dem FC Bayern München einen Weltclub gemacht, der schon lange in einer anderen Liga spielt als der Rest der deutschen Fußballvereine. Dafür gebührt ihnen Respekt, auch wenn der eine schon mal beim Uhrenschmuggel erwischt wurde und der andere wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro im Knast saß.

 

Der Respekt wäre weitaus größer, würden Rummenigge und Hoeneß nicht permanent unter Beweis stellen, dass sie zwei selbstherrliche und rechthaberische Männer in den 60ern sind, denen jeglicher Anstand abhanden gekommen ist. Auf unsägliche Weise lassen sie den Rest der deutschen Fußballfamilie wissen, dass alle ahnungslose Pfeifen sind, außer sie selbst.

Fredi Bobic musste sich wie ein ungezogenes Kleinkind behandeln lassen

Das hat vor dem Sommer Frankfurts Sportchef Fredi Bobic zu spüren bekommen, den die beiden nach dessen Kritik am Wechsel von Trainer Niko Kovac wie ein ungezogenes Kleinkind behandelten (Rummenigge: „Fredi ist durch die mahnenden Worte von Uli und mir zur Räson gekommen und etwas runtergekühlt“). Noch deutlicher wurde es rund um die WM-Blamage der DFB-Auswahl und die Affäre um Mesut Özil.

Per Doppelpass knöpfen sich die Bayern-Bosse seit Wochen alle Beteiligten vor und lassen keine Gelegenheit aus, weiteres Öl ins Feuer zu gießen – getreu dem Motto: Nur kräftig draufprügeln, wenn einer schon am Boden liegt. Erst vermisste Rummenigge „die Fußball-Kompetenz“ beim DFB um Präsident Reinhard Grindel und sah den Verband „nur noch von Amateuren durchsetzt“. Dann stampfte Hoeneß mit ein paar dahingeworfenen Sätzen am Münchner Flughafen Mesut Özil in Grund und Boden. Einer lautete: „Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt.“

Im Falle Mesut Özil plaudert Rummenigge aus dem Nähkästchen

Den Steilpass nahm Rummenigge gerne auf und plauderte aus dem Nähkästchen: „Özil war nie ein Spieler, mit dem wir uns auch nur zu einem Prozent beschäftigt haben. Nie! Wenn wir in London gespielt haben, hat Uli immer gesagt: ‚Hoffentlich spielt der heute’.“ Und weil’s so schön ist, vergaß der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG auch nicht, der Gilde der Berater, die so gerissen ist wie er selbst, zum Lügenpack zu erklären: „Die Berater geben heute immer mehr die Statements und die Interviews. Das ist teilweise wie Märchenstunde.“

Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der WM in Russland nach jahrelangem Höhenflug krachend auf dem Boden gelandet; ihr wurde zu Recht Entfremdung und Selbstherrlichkeit vorgeworfen. Es gibt nicht wenige, die dem FC Bayern und seinen Bossen in der neuen Bundesligasaison ein ähnliches Schicksal wünschen.