Nach der Anreise dient der Rest des Montags der Regeneration. Neben einem Video-Dreh für einen Sponsor an der Binnenalster bleibt noch ein bisschen Zeit für Freunde und Familie. Andere Werbetermine haben die beiden abgesagt. Am Abend treffen sie zufällig die italienischen Profis Adrian Carambula und Alex Ranghieri, gehen gemeinsam zum Essen. Borger und Büthe genießen es, dass es im Kreise der Athleten locker zugeht. Und dass auf der Beachvolleyball-Tour viele nette Typen zu finden sind. „Einen gemütlichen Abend“, sagen sie, „kann man mit fast allen verbringen.“ Das ist nicht unwichtig, wenn man sonst immer nur zu zweit ist – es beugt in der Beziehung, die auf Sand gebaut ist, dem Lagerkoller vor.

 

Turniere, Trainingslager, Transfers – seit Januar sind Borger und Büthe ständig zusammen unterwegs. Auszeiten gibt es nur auf dem Feld. Für 30 Sekunden, um den Lauf des Gegners zu stoppen. Ansonsten geht es vor allem darum, den eigenen Rhythmus zu finden. „Unser Vorteil ist, so verschieden zu sein“, sagt Büthe. „Weil wir großen Respekt davor haben, wie der andere ist, befruchtet uns das gegenseitig“, meint Borger. Im Leben wie im Sport.

Karla Borger (27/1,80 m), eine der besten Abwehrspielerinnen der Welt, ist impulsiv, extrovertiert, schlagfertig, die Antreiberin – und Blockerin Britta Büthe (28/1,86 m) das Gegenteil: zurückhaltend, ausgeglichen, kopfgesteuert, jeder Satz wohlüberlegt, der Ruhepol. Sie ergänzen und verstehen sich so gut, dass sie die Idee, einen Karla-und-Britta-freien Tag pro Woche einzuführen, längst wieder verworfen haben. Nicht nur, weil der Terminkalender dies nicht zulässt. Sondern weil sie ohnehin nicht ohne die andere auskommen. „Wir müssen in unserem Team keine Rollen spielen und uns verstellen“, sagt Britta Büthe, „wir sind authentisch. Anders würde es auch gar nicht funktionieren.“

Seit sechs Jahren sind sie ein Beach-Duo

Sie kennen sich schon lange, bereits 2005 spielten sie gemeinsam im Hallen-Nationalteam der Juniorinnen. Seit 2010 sind sie ein Beach-Duo. Ungefähr zur selben Zeit begann eine andere Beziehung, die hält. Britta Büthe lernte damals den Volleyballer Korwin Schelkle aus Mannheim kennen, der bis heute ihr Freund ist – und sich damit abgefunden hat, dass er seine Partnerin nicht für sich alleine haben kann. „Wir sehen uns eben dann, wenn sie mal Zeit hat“, sagt Schelkle, der in Hamburg auch dabei ist und einschätzen kann, warum seine Freundin nicht nur Zweite bei der WM 2013 wurde, sondern zusammen mit Borger zu den acht besten Duos der Welt gehört: „Andere Teams sind lediglich Zweckgemeinschaften. Doch für Karla und Britta ist Beachvolleyball mehr als nur ein Job.“ Ihre gemeinsame Leidenschaft. Eine echte Sandkastenliebe.

Das ist bei allem zu spüren, was die beiden sagen, tun, von sich preisgeben. Auch in Hamburg. Egal ob am Dienstag beim Interview mit einer Sportzeitung, bei der folgenden Einheit im Kraftraum, beim Training am Nachmittag auf den Feldern des Hamburger Olympiastützpunkts, bei der Physiotherapie. Nie verlieren Borger und Büthe den Spaß, und selbst Leute, die sie zum ersten Mal spielen sehen, haben sofort eine Ahnung davon, was das Duo stark macht: Teamgeist. Positive Einstellung. Die Lust, Lösungen zu suchen. Und zu finden. Das dies meistens klappt, daran haben zwei Männer großen Anteil: Srdjan Veckov, der Trainer, und der Mentalcoach Christian Heiss, ein promovierter Psychologe. „Ohne sie“, sagt Karla Borger, „wären wir nicht da, wo wir sind.“

Am Montag sind sie nach Hamburg geflogen. Aus der Schweiz, wo sie einen Tag zuvor als Dritte ihre erste EM-Medaille gewonnen haben. Zeit für eine Feier? Blieb keine. Weil es im Beachvolleyball Schlag auf Schlag geht. Nach dem Turnier ist vor dem Turnier. Und Hamburg ein besonders wichtiges. Die letzten Punkte für die Olympia-Qualifikation stehen auf dem Spiel. Familie, Freunde, Fans Sponsoren, Medien – jeder möchte teilhaben am sportlichen Leben der beiden Athletinnen. Das Turnier in Hamburg findet zwar 600 Kilometer von zu Hause entfernt statt, es ist aber trotzdem ein Heimspiel für Borger und Büthe. Umso wichtiger ist es für die beiden, allen gerecht zu werden. Und sich trotzdem auf ihre Aufgabe zu fokussieren.

Beachvolleyballer sind nette Typen

Nach der Anreise dient der Rest des Montags der Regeneration. Neben einem Video-Dreh für einen Sponsor an der Binnenalster bleibt noch ein bisschen Zeit für Freunde und Familie. Andere Werbetermine haben die beiden abgesagt. Am Abend treffen sie zufällig die italienischen Profis Adrian Carambula und Alex Ranghieri, gehen gemeinsam zum Essen. Borger und Büthe genießen es, dass es im Kreise der Athleten locker zugeht. Und dass auf der Beachvolleyball-Tour viele nette Typen zu finden sind. „Einen gemütlichen Abend“, sagen sie, „kann man mit fast allen verbringen.“ Das ist nicht unwichtig, wenn man sonst immer nur zu zweit ist – es beugt in der Beziehung, die auf Sand gebaut ist, dem Lagerkoller vor.

Turniere, Trainingslager, Transfers – seit Januar sind Borger und Büthe ständig zusammen unterwegs. Auszeiten gibt es nur auf dem Feld. Für 30 Sekunden, um den Lauf des Gegners zu stoppen. Ansonsten geht es vor allem darum, den eigenen Rhythmus zu finden. „Unser Vorteil ist, so verschieden zu sein“, sagt Büthe. „Weil wir großen Respekt davor haben, wie der andere ist, befruchtet uns das gegenseitig“, meint Borger. Im Leben wie im Sport.

Karla Borger (27/1,80 m), eine der besten Abwehrspielerinnen der Welt, ist impulsiv, extrovertiert, schlagfertig, die Antreiberin – und Blockerin Britta Büthe (28/1,86 m) das Gegenteil: zurückhaltend, ausgeglichen, kopfgesteuert, jeder Satz wohlüberlegt, der Ruhepol. Sie ergänzen und verstehen sich so gut, dass sie die Idee, einen Karla-und-Britta-freien Tag pro Woche einzuführen, längst wieder verworfen haben. Nicht nur, weil der Terminkalender dies nicht zulässt. Sondern weil sie ohnehin nicht ohne die andere auskommen. „Wir müssen in unserem Team keine Rollen spielen und uns verstellen“, sagt Britta Büthe, „wir sind authentisch. Anders würde es auch gar nicht funktionieren.“

Seit sechs Jahren sind sie ein Beach-Duo

Sie kennen sich schon lange, bereits 2005 spielten sie gemeinsam im Hallen-Nationalteam der Juniorinnen. Seit 2010 sind sie ein Beach-Duo. Ungefähr zur selben Zeit begann eine andere Beziehung, die hält. Britta Büthe lernte damals den Volleyballer Korwin Schelkle aus Mannheim kennen, der bis heute ihr Freund ist – und sich damit abgefunden hat, dass er seine Partnerin nicht für sich alleine haben kann. „Wir sehen uns eben dann, wenn sie mal Zeit hat“, sagt Schelkle, der in Hamburg auch dabei ist und einschätzen kann, warum seine Freundin nicht nur Zweite bei der WM 2013 wurde, sondern zusammen mit Borger zu den acht besten Duos der Welt gehört: „Andere Teams sind lediglich Zweckgemeinschaften. Doch für Karla und Britta ist Beachvolleyball mehr als nur ein Job.“ Ihre gemeinsame Leidenschaft. Eine echte Sandkastenliebe.

Das ist bei allem zu spüren, was die beiden sagen, tun, von sich preisgeben. Auch in Hamburg. Egal ob am Dienstag beim Interview mit einer Sportzeitung, bei der folgenden Einheit im Kraftraum, beim Training am Nachmittag auf den Feldern des Hamburger Olympiastützpunkts, bei der Physiotherapie. Nie verlieren Borger und Büthe den Spaß, und selbst Leute, die sie zum ersten Mal spielen sehen, haben sofort eine Ahnung davon, was das Duo stark macht: Teamgeist. Positive Einstellung. Die Lust, Lösungen zu suchen. Und zu finden. Das dies meistens klappt, daran haben zwei Männer großen Anteil: Srdjan Veckov, der Trainer, und der Mentalcoach Christian Heiss, ein promovierter Psychologe. „Ohne sie“, sagt Karla Borger, „wären wir nicht da, wo wir sind.“

Der Trainer mag klare Worte

Der Serbe Veckov gibt dem Beachvolleyball-Projekt die Struktur. In den Trainingseinheiten, aber vor allem während der Turniere. Eineinhalb Stunden vor jedem Spiel setzt der Coach eine Besprechung an. Veckov, der alle Gegnerinnen stundenlang auf Videos genau analysiert hat, gibt dann die Taktik vor. Wie können die besten Schläge der Kontrahentinnen verhindert werden? Was tun diese in welcher Situation am liebsten? Auf wen soll aufgeschlagen werden? Welche Überraschungen sind möglich? Taktik ist im Beachvolleyball enorm wichtig.

Veckov ist ein Trainer, der genau erkennt, was gut und schlecht gelaufen ist. Und er ist ein Freund deutlicher Worte, wenn er kritisiert: „Was zu sagen ist, muss auch gesagt werden“, erklärt Veckov, während er in der Sonne von Hamburg seine Baseballmütze zurechtrückt. Er schätzt an seinen Schützlingen nicht nur deren technisches Können und taktisches Geschick: „Beide sind sehr harte Arbeiterinnen. Und sie wollen immer noch lernen und besser werden, in jedem Training, in jedem Spiel.“

Das weiß auch Christian Heiss. Er ist nicht oft bei Turnieren dabei, umso wichtiger ist es für ihn, in Hamburg jeden Schritt von Borger und Büthe zu beobachten und viel mit ihnen zu reden. Die Athletinnen schwärmen in höchsten Tönen von ihrem Mentaltrainer, der wiederum froh ist, dass sie so empfänglich sind für das, was er ihnen vermitteln will. Wie funktioniert der Kopf in Drucksituationen? Wie lernt man, vor einem Spiel den optimalen Spannungszustand zu erreichen? Wie kann die richtige Kommunikation ein Match entscheiden? „Karla und Britta sind zwei mental stabile Athletinnen“, sagt Heiss, „sie haben die Überzeugung entwickelt, nur gemeinsam erfolgreich sein zu können. Dies führt zu einem großen Zusammenhalt auf dem Feld, egal ob es gut oder schlecht läuft.“ Es ist eine Stärke, die sie von anderen Beach-Duos abhebt.

Sie können sich auf ihre Nervenstärke verlassen

Das ist auch in Hamburg zu sehen. Obwohl Borger und Büthe die ersten drei Duelle in der Vorrunde am Mittwoch und Donnerstag gewinnen, klappt spielerisch nicht immer alles. Doch je enger das Ergebnis ist, umso mehr sprechen die beiden miteinander, umso lautstarker feuern sie sich an, umso größer wird die gegenseitige Unterstützung, umso ausgelassener jeder Punkt bejubelt. Sie wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können, und auch auf ihre Nervenstärke. „Wir haben unser eigenes kleines Start-up-Unternehmen gegründet, und wir genießen es, dass es nur auf uns selbst und unser Umfeld ankommt. Das bedeutet für uns Freiheit“, sagt Büthe. Und Borger fügt hinzu: „Deshalb verspüren wir in engen Spielen auch keinen Druck. Es ist für uns ein Antrieb, alles selbst regeln zu können.“

Dazu gehört auch, sich aus jedem Hotelzimmer der Welt eine kleine Entspannungsoase zu bauen. Zuerst schieben Borger und Büthe stets die Betten möglichst weit auseinander. So viel Distanz muss sein. Auch im noblen Grand Elysée am Hamburger Dammtor, das die Organisatoren für die Spieler gebucht haben. Ansonsten herrscht geordnetes Chaos. Überall liegen Sportutensilien herum, es riecht nach Sonnenöl. In der Ecke lehnt die Ukulele, auf der sich die beiden gegenseitig die paar Lieder vorspielen, die ihr Repertoire hergibt. In einem Regal stehen Kniffel und Uno, auf dem Tisch liegen Autogrammkarten und Stifte, daneben ein Buch mit dem Titel „Das Achtsamkeits-Malbuch“, mit dem sie einen Teil ihrer Kreativität ausleben. Noch wichtiger zur Ablenkung und Kommunikation sind die Handys und Tablets – und W-Lan, was schon mal zu einem Problem werden kann. Vor allem abends, wenn alle Spieler von der Turnieranlage zurück im Hotel sind und selbst das stabilste Netz mal in die Knie geht.

„Bei Olympischen Spielen ist alles möglich“

Ob es solche Probleme auch in Rio geben wird? In den eineinhalb Jahren, seit die Qualifikation läuft, haben sich Karla Borger und Britta Büthe nie damit auseinandergesetzt, was sie bei den Olympischen Spielen denn erwarten könnte. Sie konzentrierten sich immer nur auf das nächste Spiel und das nächste Turnier. Erst recht, seit sich Karla Borger im August 2015 einer Rücken-OP unterziehen musste und ohnehin sämtliche Ziele in Frage standen. Die Gefahr wäre zu groß gewesen, alles in den Sand zu setzen, wenn man ständig nur Olympia im Kopf gehabt hätte.

Das wird sich jetzt ändern. Rio ist gebucht – und eine Medaille das Ziel? „Wir haben noch nicht darüber gesprochen“, sagt Srdjan Veckov, der Freund klarer Worte. „Eines aber ist klar: Bei Olympischen Spielen gibt es keinen Favoriten. Alles ist möglich.“