Fußball-Apps für Smartphones und Tablet-PCs sind beliebt. Das Interesse gilt dabei nicht nur den Proficlubs aus der Bundesliga.

Stuttgart - Simon Kirchgeßner ist einer der Fußballfans, die ein Bundesliga-Konsumsystem 2.0 für sich entwickelt haben. Wenn der Tübinger Sportstudent die TV-Konferenz der Partien nicht gucken kann, hilft ihm sein Smartphone. „Toooor“ schallt es dank der „Sportschau“-App (für Apple, Android, Windows) aus dem Handy, wenn irgendwo ein Treffer fällt. Er schaut sofort nach dem Spielort und wechselt dann zur „Kicker“-App (für Apple, Android , Windows), um den Torschützen nachzulesen. Denn diese Applikation hat die „schnellste Verschriftlichung, schneller als die Homepage“.

 

Kirchgeßner ist ein Fan der Anwendungen für Smartphones und Tablet-PCs. Der Markt wächst und wächst. Etwa 18 Millionen Treffer findet Google, wenn der Nutzer nach der Wortkombination „Fußball App“ sucht. Die Anwendungen sind meist kostenlos in den App-Stores verfügbar. Die Fußball-Apps informieren über den Amateur- und Profisport, helfen dem Freizeitsportler genauso wie dem Stadionbesucher. „Sogar wenn wir selbst spielen, liegt ein Handy auf der Auswechselbank, um immer auf dem Laufenden zu bleiben“, sagt der Bezirksligakicker Stephan Gabele vom FV Walbertsweiler-Rengetsweiler (Bezirk Bodensee).

Auch die Ergebnisse von den Dorfsportplätzen werden abgerufen

Nicht nur die Proficlubs interessieren die Fußballfans, auch die Ergebnisse auf den anderen Dorfsportplätzen werden nach dem Abpfiff beispielsweise bei der Fussball.de-App (für Apple, Android) abgerufen. Das kostet allerdings 2,99 Euro pro Jahr – und Janosch Köberlein, ehemals im Bezirk Alb aktiv, findet das „ziemlich frech“. Neben dem Preis sind die Ladezeit, Übersichtlichkeit, Navigation, Aktualität, Nutzerbewertungen sowie Registrierungs- und Anmeldepflichten die Entscheidungsmerkmale für oder gegen Apps wie I-Liga (für Apple, Android), Sport1 (für Apple, Android, Windows), „Kicker“, DFB (für Apple, Android), „Sportschau“, Bundesliga (für Android), ESPN (für Apple, Android, Windows) – oder auch die VfB-App der Stuttgarter Zeitung und der „Stuttgarter Nachrichten“. Die Liste ist lang, sehr lang.

Zu diesen Informations-Apps kommen Anwendungen für statistische Werte, Wetten, Spiele oder zum Zusammenstellen zweier Mannschaften. Mit der Teamshaker-App kann ein Coach etwa sein Smartphone schütteln, und dieses spuckt zwei gleich starke Teams für das Abschlussspiel im Training aus – je nach der Qualitätsstufe, die er jedem Akteur zugewiesen hat.

Am beliebtesten sind aber die klassischen Apps, die dem Fußballfan Informationen rund um die Profis und deren Wettbewerbe – national wie international – liefern. Das haben auch die Vereine erkannt, eigene Applikationen bestückt und diese teilweise selbst mit einem IT-Dienstleister entwickelt. Die VfB-App (für Apple, Android) ist die einzige kostenpflichtige der Bundesliga: 79 Cent pro Quartal. Als die Stuttgarter die Anwendung einführten, kämpften sie gegen den Abstieg. Kostenneutral sollte die Applikation daher sein. Weil der VfB aber keine Standard-App wollte, kooperierte er mit einem Unternehmen. Das ist teurer und muss refinanziert werden, also entschieden sich die Verantwortlichen für eine Gebühr.

Mittlerweile wird die aktuelle Applikation im Club aber nicht mehr thematisiert und auch nicht mehr beworben. Denn der VfB plant für die nächste Saison eine Neuauflage – wohl eine kostenlose. Die Vorstellung ist klar: „Eine App muss technisch ausgereift, funktional und emotional sein, viele Gimmicks sowie einen echten Mehrwert bieten und vor allem individuell sein“, sagt Holger Boyne vom Stuttgarter Erstligisten.

Das Bierbestellsystem 2.0 funktioniert (noch) nicht

Ein mögliches Feature könnten die Schwaben sich beim SV Werder Bremen abschauen. Dessen Club-App (für Apple, Android) ermöglicht es den Stadionbesuchern seit der Winterpause, die Arena-Card mit Geld aufzuladen – und dadurch Wartezeit zu sparen. Beim SC Freiburg initiierten einige Anhänger eine Fangemeinschaft-App, 1899 Hoffenheim bietet einen Liveticker und Informationen zum Stadion an, zudem können die 1899-TV-Abonnenten (für Apple, Android) Videos von den Spielen und Pressekonferenzen abrufen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, wobei die Kooperation mit einem Dienstleister die Individualität erhöht. „Das Gute daran ist, dass beispielsweise ein Update so nicht auch für die anderen Vereine gilt wie bei den Standard-Apps“, sagt David Görges von Borussia Dortmund (für Apple, Android, Windows). Dennoch nutzt die Mehrheit der Bundesligisten diese Vorlagen.

Beim Deutschen Meister haben die Verantwortlichen unterdessen versucht, ein Bierbestellsystem 2.0 für die Stadionbesucher einzuführen. Per Klick sollte mittels dem Call-a-Beer-Feature das Getränk geordert und geliefert werden. „Das ist aber mit der Ortung schwierig“, sagt Görges, „die Handytechnik gibt das noch nicht her.“