Andrea Regner wird im Frühjahr offiziell in ihr Amt als Leiterin der Bodelschwinghschule eingeführt. Die passionierte Joggerin ist seit 2010 an der Schule. Zuvor war die 44-Jährige Konrektorin.

Möhringen - Manchmal würde sich Andrea Regner einfach mehr Zeit wünschen. Einfach mal innehalten und das, was man tut, reflektieren. „Im Schulalltag fehlt das oft.“ Auch an diesem Tag gibt es viel zu tun. Einige Kollegen sind krank geworden. Die 44-Jährige muss sich um Ersatz kümmern.

 

Eine Stellvertreterin steht der Schulleiterin, die im Frühjahr offiziell in ihr Amt eingeführt wird, derzeit nicht zur Verfügung. „Die Stelle ist noch gar nicht ausgeschrieben“, sagt die zweifache Mutter, die in Murrhardt (Rems-Murr-Kreis) groß geworden ist. Sie hofft natürlich, dass sich da schnell etwas tut. Ohne Unterstützung des Kollegiums würde es ohnehin nicht funktionieren.

Zum Schuljahr 2010/2011 ist Regner an die Bodelschwinghschule, die Schüler mit einer geistigen Behinderung besuchen, gekommen. Zuvor war sie sieben Jahren lang am Seminar tätig und hat Referendare ausgebildet. Der Theorie folgte die Praxis – als Konrektorin. „Das war ein Wahnsinnsschritt.“ Ein wenig kannte sie die Bodelschwinghschule bereits. Dort hatte die Sonderschulpädagogin nicht nur Referendare begleitet, sondern auch während ihres Aufbaustudiums in Reutlingen ihr allererstes Tagespraktikum absolviert. Doch die Anfangszeit fiel ihr dennoch nicht leicht: Regner musste sich erst wieder an den Alltag mit seinen „150 Problemen“ gewöhnen. Damals war Ulrike Falk noch Schulleiterin, als diese im Sommer 2011 nach Schorndorf wechselte, übernahm Regner das Amt kommissarisch. „Das war Learning by doing“, sagt Regner, die in Weilimdorf mit ihrem Sohn und ihrem Lebensgefährten lebt: „Wir sind eine Patchwork-Familie.“ Seit Ende September dieses Jahres darf sich Regner nun offiziell Schulleiterin nennen.

„Wir wissen nicht, wo es hingeht“

Wohin der Weg der Bodelschwinghschule führt, da muss auch die Sonderschulpädagogin passen: „Wir wissen nicht, wo es hingeht.“ Das sei eine große Herausforderung, bringe aber auch viel Verunsicherung mit sich. Der Begriff Inklusion ist in aller Munde. Wie das Ziel, behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam zu unterrichten, in die Tat umgesetzt wird, ist noch unklar. „Ich würde mir wünschen, dass endlich Fakten geschaffen werden“, sagt die Rektorin.

Dass die Praxis da viele Fallstricke bietet, weiß Regner nur zu genau: „Es gibt inklusive Maßnahmen, die gelingen, andere aber auch nicht.“ Und das habe viel mit Ressourcen zu tun. „Je mehr man nach außen geht, um so mehr Personal braucht man“, ergänzt die Schulleiterin. Die Bodelschwinghschule hat derzeit unter anderem an der Schönbuchschule in Dürrlewang und an der Grund- und Werkrealschule Heumaden Außenklassen. „Die muss man gut mit Lehrerstunden versorgen“, sagt die Rektorin. Sonst sei es nicht möglich, zu reagieren, wenn ein Lehren krank wird.

Regner sieht Außenklassen nach wie vor als ein gutes Modell. Ihre Aufgabe sei es aber auch, eine gute Balance zwischen dem Angebot außerhalb und innerhalb der Bodelschwinghschule zu finden. Regner hat genau registriert, dass immer mehr Aufgaben für die Lehrer dazugekommen sind, allerdings ohne, dass dafür mehr Stunden zur Verfügung stehen. Sie geht davon aus, dass die Bodelschwinghschule auch künftig bestehen bleibt. Wie ihre Arbeit in ein paar Jahren aussehen wird, das weiß sie nicht: „Vielleicht ziehen wir dann mit dem Köfferle durch die Gegend.“ Eines ist für die Pädagogin aber klar: „Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.“

Räumlicher Abstand ist wichtig zum Abschalten

Als Ausgleich geht Regner gern joggen oder fährt im Sommer mit dem Rad zur Arbeit: „ „Hin sind es 47 Minuten, zurück 42 Minuten.“ Die Rektorin greift in ihrer Freizeit gern mal zu Romanen – derzeit hat es ihr die chilenische Literatur besonders angetan. Ihre 19-jährige Tochter absolviert derzeit in dem südamerikanischen Land ein freiwilliges soziales Jahr. In den Weihnachtsferien fliegt sie hin.

Die Schulleiterin freut sich schon darauf, ihre Tochter wiederzusehen. Aber nicht nur das: „Wenn ich in Stuttgart bin, dann gehe ich auch in die Schule.“ Um abschalten zu können, sei der räumliche Abstand wichtig. Sie weiß genau, der Alltag hat sie schnell wieder, und dann wird Zeit wieder Mangelware sein.