Regionale Brenner in der Ortenau versuchen, mit einer breiteren Produktpalette Trendsetter bei neugierigen Kunden zu bleiben. Deshalb gibt es mittlerweile Getränke wie den Blackforest Wild Whisky oder einen Wood Stork-Rum mit Schwarzwälder Tannenhonig.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Sasbach - Schnaps ist nicht das letzte Wort der Brennereien. „Wir sind ständig am Tüfteln, um uns weiterzuentwickeln“, sagt Werner Benz in Sasbach im Ortenaukreis im neuen Werk der Brennerei Bimmerle. Sie ist 1966 vom Küfer Günter Bimmerle gegründet und nach und nach als Lieferant von Supermärkten und Discountern wie Edeka, Rewe, Aldi und Lidl zu einer internationalen Marke heran und aus den Ursprüngen in Oppenau, Renchen und Mösbach heraus gewachsen. Werner Benz, vor einigen Jahren aus dem Weinkeller in die Destillation gewechselt, führt das Unternehmen als Geschäftsführer.

 

Einhunderttausend Liter Maische kann das Werk in Sasbach täglich verarbeiten. Bis zu 14 Millionen Kilogramm Birnen werden jährlich zum beliebten Williams-Christ-Brand verarbeitet, der zum Jahresumsatz von 130 Millionen Euro wesentlich beiträgt. Doch auch solch ein Tanker wie Bimmerle muss auf neue Trends reagieren. Gin ist bereits im Sortiment, am Whisky wird gearbeitet. Das neueste Getränk aber ist ein badischer Rum. So nennt ihn Werner Benz nicht, denn der Grundstoff, aus dem Rum gemacht wird, ist Zuckerrohr und der wächst in Lateinamerika und in der Karibik. „Wir beziehen die Melasse aus Paraguay“, sagt Benz, dort gebe es sie in der erforderlichen Menge.

Es gibt Rum mit Schwarzwälder Tannenhonig

Rum brennen sei übrigens gar nicht so einfach: Für die Verarbeitung der zähen Melasse etwa brauche man ein spezielles Rührwerk. Die ersten Versuche misslangen, nun habe man den Prozess im Griff, auch die Dosierung der Gewürze: Orange, Kakao, Ingwer, Chili – und Schwarzwälder Tannenhonig als regionale Beigabe. „Wood Stork“ heißt das Getränk in der dunklen Flasche, benannt nach einem Waldstorch, der vor allem in Südamerika lebt.

„Man muss die neuen Trends akzeptieren“, sagt Harald Brugger, der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Obstverschlussbrenner mit Sitz in Freiburg, zu denen außer Bimmerle weitere 34 Mitglieder zählen. In Verschlussbrennereien sind die Brenngeräte verplombt, abrechnet wird nach erzeugter Alkoholmenge, bei Abfindungsbrennern hingegen nach gemeldeter Maische. Zu den bekannten Verschlussbrennereien gehört auch Schladerer in Staufen im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. Auch diese 1844 gegründete Edelbrennerei bietet mit „Schwarzwald Gretchen“ einen Dry Gin an, ein Getränk, das nicht zur Schwarzwälder Tradition gehört. „Die Kunden sind eben experimentierfreudig“, sagt Verbandsgeschäftsführer Brugger. Damit sie nicht vollends abwandern, soll regionaler Edelbrand aus Wacholder oder Getreidemalz mit dem Namen Schwarzwald und dem Bild des Bollenhutes zur Marke verschmolzen werden.

Der Whisky ist und bleibt beliebt

Besonders nach Whisky gibt es eine anhaltende Nachfrage. Da gibt es etwa den Blackforest Wild Whisky aus Gengenbach oder den Doinachtal Black Forest Single Malt Whiskey aus Neubulach bei Calw. Auf den Zug aufgesprungen ist auch Badische Staatsbrauerei mit dem Rothaus Black Forest Whisky oder das Weingut Alde God in Sasbachwa

Whisky mit Honig Foto: Bimmerle
lden mit einem „Weitblick Schwarzwald Whisky“.

„Die Spirituose lebt eben auch von der Illusion“, erklärt Verbandsgeschäftsführer Brugger. Gemeint ist die vom Marketing geprägte Aura. Doch dafür fehlen Kleinbrennern meist die Mittel, eine solche Strategie ist aufwendig und mit hohen Investitionen verbunden. Nach dem Ende des Branntweinmonopols und der damit verbundenen Garantieabnahme von Alkohol durch den Staat geben immer mehr Nebenerwerbsbrenner auf. Noch 25 000 Brennrechte gibt es bundesweit, aber nur noch 13 800 werden betrieblich genutzt – das gab Klaus Lindemann, der Geschäftsführer des Verbandes der Kleinbrenner in Baden, unlängst bekannt. Das sind über 2000 weniger als 2016. „Wir helfen, wenn wir können und nehmen den Kleinbrennern Destillat ab“, betont der Bimmerle-Geschäftsführer Werner Benz. Und 2018 ist durch die ungewöhnlich reichhaltige Obsternte sehr viel gebrannt worden. Die Lager sind voll, ein schlechteres Obstjahr könnte somit überstanden werden. Aber vermutlich nicht von jedem Kleinbrenner.