Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Denn seit der Stuttgarter CDU-Statthalter Stefan Kaufmann vor vier Wochen den parteilosen Unternehmer Sebastian Turner zur Nummer 1 für die Kandidatur zur Oberbürgermeisterwahl im Herbst erklärt hat, herrscht große Unruhe bei den Christdemokraten – und Susanne Eisenmann, die vor einem Jahr bei der Wahl zum Kreisvorsitz gegen Kaufmann unterlegen war, ist die Anführerin des Widerstands. Viel steht auf dem Spiel für die Union, wenn Stuttgarts Bürgerschaft im Oktober ein neues Stadtoberhaupt wählt. Und groß ist die Sorge in der Union, dass nach dem Regierungssitz der Villa Reitzenstein auch das größte Rathaus des Landes an die vor Selbstbewusstsein strotzenden Grünen verloren gehen könnte. „Das wäre“, sagt ein führendes CDU-Mitglied, „vollends der Super-GAU.“

 

Alte Seilschaften wirken bis heute nach

Auf den Namen Turner will Kaufmann selbst gekommen sein. Hartnäckig aber hält sich das Gerücht, Bundesbildungsministerin Annette Schavan im fernen Berlin stecke hinter der Personalie. Das wiederum weckt Erinnerungen, die nicht der Pikanterie entbehren: Schließlich hatte Schavan 2004 in einem mit harten Bandagen geführten unionsintern Wettbewerb nach der Krone des Ministerpräsidenten gegriffen – als Wunschnachfolgerin des unfreiwillig aus dem Amt geschiedenen Erwin Teufel und als Widersacherin von: eben Günther Oettinger.

Zwar behauptet der Kandidat Andreas Renner, dass „diese Dinge überwunden sind“ und die früheren Lager „nicht mehr funktionieren“. Und tatsächlich ist der Trennstrich zwischen den einen, die – wie weiland Oettinger – die CDU als eine moderne, großstädtische Partei profilieren wollen und den anderen, die – à la Teufel und Schavan – eher wertkonservative Werte herausstreichen, so einfach nicht mehr zu ziehen. Schließlich verkörpert auch Kreischef Kaufmann als bekennender Schwuler eine weltoffene Christdemokratie ohne Berührungsängste. Die Sympathieverteilung erfolgt denn auch nicht durchweg nach Lagerzugehörigkeit, sondern nach dem Format der Bewerber. Trotz manch gegenteiliger Beteuerung wirken aber doch die „alten Seilschaften bis heute nach“, wie ein Funktionär betont.