Blitzgescheit und bitterböse sind die satirischen Lieder der Erste Allgemeinen Verunsicherung, die nach 40 Jahren ihren Abschied von der Bühne feiert – in Stuttgart sogar doppelt.

Stuttgart - Zum zweiten Mal dieselbe Beerdigung zu besuchen – muss das nicht komisch sein? Das ist es bei der Ersten Allgemeinen Verunsicherung und viel mehr noch als beim ersten Mal. Im Februar bereits gastierte Österreichs popmusikalische Satireshow im ausverkauften Beethovensaal, nun ist die EAV wieder da, wieder ist der Saal ausverkauft, und Klaus Eberhartinger, Sänger seit 1981, kriecht einmal mehr lachend in die längliche Kiste und lässt sich von der Bühne schleppen.

 

Die EAV ist auf Abschiedstour, beehrt Stuttgart ein letztes Mal, hat all ihre Hits mitgebracht, die aufgeweckten, blitzgescheiten, bitterbösen Lieder ihrer langen Karriere. Klaus Eberhartinger wechselt im Flug die verrückten Kostüme, ist der Zauberkünstler aus Politik und Hochfinanz, der Conferencier, US-Präsident, der Bankräuber. Die Nonne bläst das Saxofon, der Pastor rockt an der E-Gitarre, weit hinten poltern Polizisten, Trüffelschweine, wiehernde Pferde, Neandertaler, Waldmenschen und andere Gestalten vorbei.

Sie kehren nicht wieder

Zur rechten Zeit ist die EAV nach Stuttgart zurückgekehrt, da ist Klaus Eberhartinger sich sicher – um zu warnen nämlich, vor dem Bazillus Nationalis, „Kurz: Nazi-Bazi“, einer Krankheit mit braunem Ausfluss. Natürlich kann er ein Lied davon singen. Eberhartinger, geboren in Graz, der Stadt, aus der auch Andreas Gabalier kommt, setzt sich einen Helm mit Hirschgeweih auf, er jodelt und irgendwo muht es. „Da wo die Berge stehn‘“, singt er, „so hoch und wunderschön, jo durt is ma Dram, bin ich daham! Wo man das Jesukind im Hergottswinkel find, aber andrerseits a‘s Hakenkreuz!“ Im Hintergrund ein Tannenbaum, ein Geißbock in Lederhose.

Am Ende eines langen Abends stehen sie dann alle auf der Bühne. Klaus Eberhartinger und der Gitarrist Thomas Spitzer, der Gründer und kreative Kopf der EAV, vor wenigen Wochen erst im Graz zum Professor ernannt wurde, die Band mit Kurt Keinrath, Franz Kreimer, dem Jamaikaner Alvis Reid am Bass, dem Schlagzeuger Aaron Thier, die Bühnenarbeiter, die Tier- und Menschendarsteller, die Trucker. Sie haben ein großartiges, buntes Konzert gegeben, sie singen ihr letztes Lied, sie kehren nicht wieder. Sie stoßen an, mit Stuttgarter Bier.