Ob Gesang, Tanzeinlagen oder Comedy: Auf der Bühne zeigen einige Darsteller der SWR-Serie „Die Fallers“ jetzt, dass sie mehr drauf haben als ihre Serienfiguren.

Hinterzarten - Das Wichtigste zuerst: Bea und Bernhard werden kein Paar! Der balzende Bürgermeister blitzt bei seiner Schwägerin ab. Es wird kein Drama geben, das die Familienbande zerreißen und mehr als nur ein Dorf in Aufregung versetzen würde. Kenner wissen, worum es geht: „Die Fallers“, die Fernsehserie des SWR um eine Bauernfamilie im Schwarzwald, die jeden Sonntag zwischen 19.15 und 19.45 Uhr zuverlässig mehr als eine Million Zuschauer vor den Fernsehschirm lockt. Die derzeit erfolgreichste Serie der dritten Programme in der ARD überhaupt. Ein Dauerbrenner, neun Jahre jünger als die „Lindenstraße“ des WDR, aber mit knapp 18 Jahren auf dem Weg zur Volljährigkeit.

 

Am 25. September 1994 wurde die erste Folge der „Fallers“ ausgestrahlt. „Bürgermeister Bernhard Faller“ war damals noch ein junger Mann und trug seine Haare lang und lockig. Seine Frau „Monique“ war gerade schwanger mit dem mittlerweile um den Führerschein kämpfenden „Albert“. Bernhard und Monique sind im Film längst wieder geschieden, im richtigen Leben sind die beiden Schauspieler mit anderen Partnern liiert. „Bernhard“ alias Karsten Dörr (47) und „Monique“ alias Anne von Linstow (43) spielten vor kurzem im Kurhaus in Hinterzarten (Breisgau-Hochschwarzwald) ihre erste Faller-Szene noch einmal nach. Auch Jungbäuerin Bea, gespielt von Christiane Brammer (46), war mit von der Partie bei der Premiere von „Die SWR Fallers-Show“. Und der Lokalmatador von Breitnau, Martin Wangler, im Film der „Bernd“ mit dem Pferdegestüt.

„Mehr als nur Fallers-Figuren spielen“

Aber warum treten die Fallers aus dem Fernsehen heraus auf die Bühne? „Die Schauspieler können mehr, als Faller-Figuren spielen“, sagt der Produzent Tobias Jost. Natürlich, sie sind ja keine Laien, sondern gestandene Schauspieler. „Bea“ Christiane Brammer zeigt auf der Bühne Kostproben ihres musikalischen und tänzerischen Repertoires. Die Österreicherin hat eine klassische Gesangsausbildung und ein Studium für Tanz und Schauspiel absolviert, singt Klassik und Musicals und war auch schon im „Tatort“ und im „König von St. Pauli“ zu sehen.

Ihr Filmschwager „Bernhard“ trägt heute sein Haupthaar kürzer und in der Serie an der Last des Bürgermeisteramts. Karsten Dörr, aufgewachsen in Basel, spielte Theater in Aachen und Freiburg, im Tatort und anderen Serien. Dörr setzt seine alemannische Muttersprache ein, so wie „Bernd“ Martin Wangler, der als „Fidelius Waldvogel“ knackige Comedy, zuweilen mit der Rockband „Luddi“ inszeniert.

Die Faller-Bühnenshow hat – falls sie wie geplant im Land auf Tournee geht – freilich noch Potenzial: die Altbäuerin „Johanna“ Ursula Cantieni (64) ist nicht nur schauspielerisch aktiv, sondern auch publizistisch-gastronomisch und das wohl bekannteste Gesicht des Ensembles. Auch der „Feuerwehrkommandant“ und Bösewicht „Ullrich“, alias Bernd Lambrecht (47), singt und spielt in Musicals. Und „Franz Faller“ alias Edgar-M. Marcus (66) aus Konstanz, ist in Tanz und Gesang ausgebildet und im Gegensatz zu seiner Rolle nach Auskunft aller Mitspieler ausgesprochen nett.

Manchmal werden Grenzen überschritten

Dennoch kommt es bei Begegnungen zwischen Darstellern und Zuschauern auch zu Grenzüberschreitungen. Harmlosen wie der schnippischen Bemerkung: „Na – schon fertig mit Melken?“ wenn die TV-Bäuerin am Nachmittag in der Sauna gesichtet wird. Aber auch schlimme Verwirrungen: „Sie! Sie könnte ich erwürgen!“ wenn der „böse“ Franz, den „guten“ Bruder Hermann mal wieder übers Ohr gehauen hat. Wenn Fernsehstars auf Wirklichkeit treffen, ist das natürlich in erster Linie Imagepflege, räumt Tobias Jost ein. Die Schar der Fans ist nach bisher 725 Sendungen stetig gewachsen und sie habe sich verändert, sagt Jost. „Wir haben einen immer größer werdenden Anteil von Jüngeren“. Eine billige Seifenoper sind die „Fallers“ durchaus nicht, die Serie verklärt auch nicht die Idylle einer heilen Welt. Probleme des realen Lebens und Zusammenlebens werden, in verträglicher Form und in erträglichen Dosen, thematisiert: Darf der „Albert“ schon mit 17 den Führerschein machen? Wie geht es mit dem Bauernhof eigentlich weiter? Ein Hoferbe ist ja nicht in Sicht. „Bea“ hat sich durchgesetzt, sie will mehr Tourismus durch schönere Gästezimmer. Eine Möglichkeit, die auch im echten Leben zum Überleben beiträgt.

Die Faller-Macher gehen bei strittigen Fragen freilich behutsam vor, denn das Kernpublikum will zwar ständig etwas Neues, aber keine radikalen Umwälzungen, nicht zu viel Streit und nur erträgliche Affären. Als der junge Bürgermeister beim Fastnachtsabend Anstalten machte, ernsthaft mit seiner Schwägerin anzubandeln, war das Echo der Internetgemeinde eindeutig: Bloß das nicht!

Die Erfolgs-Soap aus dem Schwarzwald

„Die Fallers“ sind eine Fernsehserie des Südwestrundfunks, die im Schwarzwald und in Baden-Baden gedreht und seit dem 25. September 1994 ausgestrahlt wird. Es ist die einzige deutsche Serie, die von einem öffentlich-rechtlichen Sender in Eigenregie produziert wird. Gedreht wird, mit kurzen Unterbrechungen im Winter und Sommer, das ganze Jahr über, ausgestrahlt wird im Rhythmus der Jahreszeiten. Rund 30 Schauspielerinnen und Schauspieler bilden den festen „Cast“ der Faller-Familie und anderer Figuren in dem fiktiven Schwarzwaldort Schönwald. In der Nähe des echten Ortes mit diesem Namen werden auch die Außenaufnahmen gedreht. Die 750. Folge soll am 25. November dieses Jahres gesendet werden, der Titel steht bereits fest: „Kuhkomfort“. sie

// Weitere Infos zur Serie unter www.swr.de/diefallers/