Dadizeele bei Ypern, 8. März 1915: Die viel beschworene Kameradschaft hat für Adolf Mann im Alltag des Schützengrabens Grenzen. Man unterstelle ihm Arroganz, allein deshalb, weil er so viel schreibe.

Mein Goldherz, wie möchte ich bei dir sein und einmal ungestört und viel mit dir plaudern; ich wüsste soviel. Das Allerkläglichste an meinem ganzen Bekanntwerden mit dem Volk ist, dass ich mit einer gewissen Erbitterung noch entschlossener denn je mich der Masse widersetze; die Masse ist unheilbar dumm, anspruchsvoll etc. etc. und natürlich in ihrem instinktiven Kampf gegen alles was vielleicht von der geistigen Aristokratie kommen könnte, heimtückisch und gemein. Ich habe sehr sehr nette Menschen gefunden, hier wie überall. Aber es muß ein unverdorbenes Gemüt wie das des lieben Elbebauern Munz oder die Lebensklugheit von Fritz Kurz sein, wenn überhaupt ein Mensch aus höherer Lebensklasse sich hier behaupten darf, ohne dass er eine ordentliche Kritik herausfordert. Man kann keinen vernünftigen Satz denken.

 

Aber Schatz, das wollte ich dir eigentlich gewiß nicht erzählen; ich fing nur deshalb davon an, weil ich heut Morgen von der völligen Aussichtslosigkeit der Minderung der Klassengegensätze schrieb. Während ich schreibe, werde ich – bloß meines Schreibens wegen – von verschiedenen Seiten kritisiert – weshalb, was weiß ich; schließlich eben, weil ich gut und rasch schreiben kann, worin für manche schon der Vorwurf der Einbildung begründet ist.

Begleitend zur Serie gibt es die Geschichte von Elisabeth und Adolf Mann nun auch als Hörbuch.