Bei Ypern, 28. Januar 1915: Eine Granate schlägt unmittelbar hinter einem Kameraden von Adolf Mann ein und verletzt diesen tödlich. Oft entscheidet der Zufall darüber, ob Soldaten im Krieg überleben oder nicht.

 

Stuttgart - Mittags saß ich nahe unserem Beobachtungsstand im 3. Graben als plötzlich Granaten kamen, zuerst 6 (3 Blindgänger). Ich ging in den vorderen Graben, holte mein Gewehr und ging dann auf den Beobachtungsstand, wo ich kaum wieder saß, eh aufs Neue Granaten kamen (4-5) und zwar in unmittelbarer Nähe, so dass ich schleunigst in den vorderen Graben ging. Dort stand ich neben Leutnant Krause, als plötzlich Rathlein mit blutüberströmten Stiefel den Graben herunterkam und sagte: Wir haben einen Toten. Wer, wissen wir noch nicht.

Ich ging zu meiner Korporalschaft herauf. Bei der 4. Korporalschaft hatte eine Granate unmittelbar hinter dem Unterstand eingeschlagen, 2 Leute nach vorn geworfen, die aber weiter nicht verletzt waren. Dagegen hat eine andere in den Unterstand eingeschlagen, wo ich seit Wochen und auch diesmal mit der 2. Korporalschaft war.

Die Granate hatte hinter Sürrecker eingeschlagen, demselben die ganze vordere Hirnschale weggerissen und ihn nach vorn geworfen. Alle anderen im Unterstand waren unverwundet. Die nächste Granate schlug in den Offiziersabort. Von den anderen Granaten hatte eine im 3. Zug einen Unterstand glatt zusammengeschlagen, in dem 6 Mann saßen, ohne dass einer verletzt wurde. Von den Granaten verfehlte also kaum eine ihr Ziel. Wir saßen und standen verschreckt im Graben herum, angegriffen von dem schrecklichen Ende Sürreckers.

Begleitend zur Serie gibt es die Geschichte von Elisabeth und Adolf Mann nun auch als Hörbuch.

Was zeitgleich passiert

Was zeitgleich passiert

Im „Stuttgarter Neuen Tagblatt“ betrauern am 28. Januar 1915 Verwandte und Freunde den Tod von Fritz Stumpfrock. Stumpfrock habe „im Alter von 19 ½ Jahren bei einem Sturmangriff den Heldentod fürs Vaterland erlitten“. Die Familie verliere mit ihm ihren einzigen Sohn. An diesem Tag druckt die Zeitung viele Todesanzeigen. Die Soldaten seien „in Pflichterfüllung auf dem Feld der Ehre gefallen“. Am Nachmittag des Tages um ein Uhr finde die öffentliche Ziehung der „I. Württembergischen Kriegs-Invaliden-Lotterie statt“. Das Geschehen an der Front biete Anlass zum Optimismus: In den Vogesen und im Oberelsaß seien französische Angriffe „glänzend abgewiesen worden“.