An der Somme, 30. Juni 1916: Adolf Mann erhält von seiner Mutter ein christliches Losungsbuch. In diesem liest er einen Tag vor einem britischen Angriff: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“

Stuttgart - Ich glaub aber, dass die Engländer, wenn si e nicht heut Nacht kommen, sich die letzte Möglichkeit auf Erfolg aus den Händen gleiten lassen. Denn unsere Artillerie, die noch kaum einen Schuß tat, ist nun aufs detaillierteste vorbereitet, und ein Angriff gegen solche Macht scheint einem absolut aussichtslos. Auch wurde eine Meldung abgefangen, wonach der gestern früh angesetzte, nur teilweise zum Austrag gelangte Angriff daran scheiterte, dass auf ein ganz vereinzeltes Sperrfeuer unserer Artill. hin die englischen Mannschaften sich größerenteils weigerten, zum Sturm anzutreten.

 

Zeit ist’s ja allmählich, dass die Situation sich klärt, auch unseretwegen; aber sehr erstaunte Augen werden die Engländer wohl machen, wenn sie bei uns empfangen werden. Sie ahnen ja nicht, wie minimal unsere Verluste sind; denn sie haben selbst kaum 2 m tiefe Stollen und in solchen wären wir natürlich längst sehr hart mitgenommen.

Von Mutter kam auch ein Losungsbüchlein, und ich will die bittere Ironie vergessen, die darin liegt, dass der 1. Eintrag für morgen, 1. Juli lautet: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“. Ich bemerke gegen früher den auffallenden Unterschied, dass ich bei den Mannschaften, die ich zu beobachten Gelegenheit habe, noch kein Gebet oder Wort von Gott hörte.

Begleitend zur Serie gibt es die Geschichte von Elisabeth und Adolf Mann nun auch als Hörbuch.

Was zeitgleich passiert

Was zeitgleich passiert

Ende Juni beschreibt ein gewisser Dr. Adolf Reitz im „Stuttgarter Neuen Tagblatt“ seine Urlaubserlebnisse unter dem Titel „Schwabens Sommerfrische im Kriege“. Herr Reitz ist von der Romantik des Schwarzwalds tief bewegt: „Täler und Weiten, Steine und blauer Himmel, lassen unser Leben viel kleiner erscheinen. Unsere Städte mit den kalten Häusern, die das ganze Jahr um uns hängen, verschmieren die besten Bilder, die wir genießen können.“ Bad Liebenzell sei im Übrigen ein „taufrisches Plätzchen“, das etlichen wunden Kriegern in diesen Monaten „manches Gesundende“ gebe.