Die Filderklinik wird 50 Viele Promis lassen sich in dieser Klinik behandeln – was macht sie besonders?

Medizin auf dem neuesten Stand der Technik gibt es an der Filderklinik – aber auch noch mehr. Foto: Filderklinik / Maks Richter

Die Filderklinik gehört seit 50 Jahren zu Filderstadt. Was macht dieses Krankenhaus aus? Was ist dort anders als an anderen Kliniken?

Autor Michael Ende hat sich in der Filderklinik behandeln lassen. Die Tochter von Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist dort zur Welt gekommen. „Wir hatten und haben sehr viele prominente Patientinnen und Patienten“, sagt Geschäftsführer Nikolai Keller. Darunter Schauspielerinnen, Politiker und bekannte Leute aus der Fußballwelt. Konkrete Namen darf er nicht nennen. In die Klinik kommen Menschen, die auf den Fildern und in der Region Stuttgart zu Hause sind, aber auch aus ganz Deutschland. „Weil wir einen guten Ruf haben“, sagt Keller. „Weil wir ein hoch spezialisiertes, zertifiziertes Krankenhaus sind.“ Es werde Medizin auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand geboten. „Wir machen aber noch mehr.“

 

Harfenmusik für Neugeborene

Zu diesem Mehr gehört beispielsweise Kunst-, und Musiktherapie. Neugeborene auf der Intensivstation bekommen Harfenklänge zu hören und werden so ganz ruhig. Die Mitarbeitenden schauen nicht nur nach den körperlichen Beschwerden ihrer Patientinnen und Patienten, sie nehmen auch die seelische und geistige Dimension einer Krankheit in den Blick. „Wie ist es um die Vitalität des Menschen bestellt, das interessiert uns“, sagt Nikolai Keller. Nächstenliebe ist ein Leitmotiv des Hauses.

2400 Kinder kommen pro Jahr in der Filderklinik zur Welt. Foto: Filderklinik /Maks Richter

„Wir stehen für anthroposophische Medizin, aber nicht für Alternativmedizin, wer das sucht, ist falsch“, betont der Geschäftsführer. Bestes Beispiel hierfür sei die Krebsbehandlung. Die Klinik setze auf die Leitlinien der Schulmedizin. Die Misteltherapie werde ausschließlich als ergänzende Therapie angewendet. Denn: „Die Mistel kann helfen, ist aber kein Heilmittel.“

Die mit Hilfe des Landes neu gebaute Intensivstation für Neugeborene ist über die Landesgrenzen bekannt. „Wenn bei der Geburt etwas passiert, muss das Kind nicht in eine andere Klinik geflogen werden“, sagt Keller. An der Filderklinik werden viele Frauen mit einer labilen Schwangerschaft aufgenommen: „Für uns ist wichtig, die Schwangerschaft möglichst lang aufrecht zu halten“, erklärt er. Denn der beste Inkubator sei der Mutterleib. Schwangere können in speziellen Zimmern auf die Geburt warten. Mehrlingsgeburten sind hier keine Seltenheit. Die Hebammen seien an der Filderklinik „schon immer die Königinnen der Geburtshilfe. Der Arzt kommt nur, wenn er kommen muss. Er ist aber direkt Tür an Tür.“

Niedrige Kaiserschnittrate

Die natürliche Geburt stehe im Vordergrund. Das Krankenhaus wirbt mit einer niedrigen Kaiserschnittrate für sich. Wenn aber eine Frau per Kaiserschnitt entbinden möchte, werde sie deshalb nicht weggeschickt. „Wir urteilen nicht, sind kein bevormundendes Krankenhaus.“

Zu den ergänzenden Angeboten gehört die Maltherapie. Foto: Filderklinik/Maks Richter

2400 Kinder kommen pro Jahr in der Filderklinik zur Welt. Die Klinik ist damit das zweitgrößte Geburtszentrum in der Region Stuttgart. „Das sind allerdings nur 18 Prozent unserer Fälle“, betont der Geschäftsführer. In dem Krankenhaus gibt es zwölf Fachabteilungen wie die Radiologie, die Zentrale Notaufnahme, die Innere Medizin, die Intensivmedizin, die Psychosomatik, das Integrative Brustkrebszentrum, die Kinderheilkunde und eine große Palliativabteilung. Der größte Bereich der Klinik ist die Chirurgie mit 3000 Patientinnen und Patienten pro Jahr – zu der auch die Behandlung von Adipositas-Patienten gehört. Während viele Kliniken mit ihren Fallzahlen kämpfen, sind diese an der Filderklinik in den vergangenen sieben Jahren gewachsen.

Das Krankenhaus wird als Plankrankenhaus vom Land bei Investitionen unterstützt. Die Krankenkassen sind für die Behandlungskosten zuständig. „Beides ist defizitär – wie bei allen Kliniken in Deutschland“, sagt der Geschäftsführer. Das versuche die Filderklinik auszugleichen, in dem sie clever wirtschafte. Außerdem ist sie das Stiftungskrankenhaus der Stuttgarter Mahle-Stiftung. Wo die Landesmittel nicht ausreichen, springt die Stiftung finanziell ein. Beispielsweise wenn ein neues MRT angeschafft werden muss. Die Klinik habe das Krankenhaus in den vergangenen 50 Jahren mit mehr als 100 Millionen Euro gefördert.

„Wie ist es um die Vitalität des Menschen bestellt, das interessiert uns“, sagt Geschäftsführer Nikolai Keller Foto: Filderklinik/Maks Richter

Ohne Hermann und Ernst Mahle, Eigentümer der Mahle-Firmen, würde es die Filderklinik auch nicht geben, sagt Keller. Die beiden Brüder hatten zwei Kriege erlebt, wollten ihrer Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber gerecht werden und waren gleichzeitig von den sozialen Ideen Rudolfs Steiners angetan. Vor 60 Jahren haben sie eine gemeinnützige Stiftung gegründet. Ein Auftrag dieser Stiftung war es, ein anthroposophisches Krankenhaus für Stuttgart zu errichten. Lange wurde dann nach einem Bauplatz gesucht – und mit Unterstützung von Friedhardt Pascher und Dieter Illig, den damaligen Bürgermeister von Bonlanden und Plattenhardt – mitten in einem Naturschutzgebiet, der als ökologisches Kleinod geltenden Haberschlaiheide, gefunden. Für den Geschäftsführer, die 960 Klinikmitarbeitenden und vor allem für die Patientinnen und Patienten sei dieser Standort ein Segen. „Wenn wir aus dem Fenster schauen, blicken wir mitten in die Natur.“ Was der Genesung der Menschen dienlich ist, wie er betont.

Geburtstagsfeier

50 Jahre
Die Filderklinik ist seit 50 Jahren Teil der Stadtgeschichte Filderstadts. Baubeginn war 1972. Das Krankenhaus – entworfen vom Architekten Christoph Klein und dem Künstler Wilfried Ogilvie – hat im September 1975 seine Türen geöffnet. An diesem Freitagnachmittag feiert das Klinik-Team das Jubiläum mit einem Festakt. Mitarbeitende, Gründer, Vertreter des Landes und der Stadt sind dazu eingeladen.

84 000 Patienten
Das Team der Filderstädter Klinik behandelt pro Jahr 14 000 Patienten stationär und 70 000 ambulant – letztere in den Ambulanzen und Praxen der Klinik. In den kommenden Jahren ist geplant, die Klinik schrittweise neu bauen.

Weitere Themen