Die 71-jährige Ruth Müller ist der gute Geist der Fasnachts-Kleiderkammer in Bräunlingen. Sie staffiert Narren und Laienspieler das ganze Jahr über aus.
Jesses Gott“, entfährt es Ruth Müller, „Jesses Gott“. Mit diesem kräftigen Ausruf antwortet sie auf die Frage, warum sie den einzigartigen Job hier macht: Kleiderkammerverwalterin. Sie sitzt in ihrem prächtig verstreuten Büro, in dem es sympathisch unaufgeräumt aussieht. Aufgeräumte Büros werden häufig von Langweilern oder von Menschen mit Putzfimmel bewohnt. Das kann man vom Büro der obersten Kämmerin nun nicht behaupten. Da liegt und steht so einiges herum. Einige Fasnachtsmasken auf dem Tisch, eine altdeutsche Försteruniform am Kleiderbügel, ein alter Schreibtisch. Das ist das Reich, in dem Frau Müller einmal in der Woche im Ehrenamt waltet und alles sauber aufschreibt, was aus dem Haus geht. In den handschriftlich geführten Listen stehen merkwürdige Stichworte: „Ein Römer, Größe M“ oder „Wallensteiner, Kindergröße.“