Was ein gefährliches Tier ausmacht, so Claudia Matt vom Naturschutzbund (Nabu) Baden Württemberg, ist weniger die tatsächliche Gefahr, die von ihm ausgeht. Stattdessen "geht es oftmals um unseren Umgang mit den Tieren oder um fehlende Kenntnisse über Gefahren und wie man sich bei Kontakt verhält." Um einen kleinen Überblick zu schaffen, hat der Schwarzwälder Bote eine Auswahl der gefährlichsten Tiere in Baden-Württemberg zusammengestellt.
1. Die Zecke
Wer einen Spaziergang im Sommer macht, tut gut daran, sich zu Hause auf Zecken zu untersuchen. Die kleinen Blutsauger leben überall, in Wäldern, Wiesen und mittlerweile auch in Gärten und Parks. Anders als oft vermutet, lassen sich Zecken nicht auf ihr Opfer fallen und bespringen dieses auch nicht. Stattdessen lassen sie sich von vorbeigehenden Säugetieren, auch von uns Menschen mithilfe ihrer Klauen mitnehmen.
Der Biss einer Zecke ist zunächst nicht schmerzhaft und wird oft erst bemerkt, wenn es bereits zu spät ist. Gefährlich wird die Zecke vor allem durch die Krankheiten, die sie übertragen. Zu den häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheiten gehören die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Beide können beim Menschen zu schweren Krankheitsverläufen führen. Gegen FSME kann man sich glücklicherweise impfen lassen.
2. Die Kreuzotter
In den höher gelegenen, kühleren Lagen des Schwarzwaldes und in der Schwäbischen Alb kann man schon mal auf eine Kreuzotter treffen. Die bis zu 75 Zentimeter lange Giftschlange, neben der Aspisviper die einzige in Deutschland, ernährt sich hauptsächlich von Mäusen, Fröschen und Eidechse. Erkennen kann man sie an der winkelförmigen Kopfzeichnung und dem Zickzackband, das ihren grauen oder braunen Körper verziert.
Lebensgefährlich ist der Biss der Kreuzotter bei gesunden Menschen gewöhnlich nicht, da ihre Giftvorräte sehr klein sind und erst deutlich größere Mengen eine Gefahr darstellen. Für Kinder und alte Menschen ist besteht allerdings ein geringes Risiko. Ihr Gift kann zu Atemnoten, Herzbeschwerden und Übelkeit führen und ist in jedem Fall nicht angenehm.
Im Jahr 2021 musste ein dreijähriges Kind in Albstadt-Onstmettingen wegen des Bisses einer Kreuzotter auf der Intensivstation behandelt werden.
Das zottelige Rüsseltier ist grundsätzlich ein friedfertiger und scheuer Geselle. Vor dem Menschen nehmen Wildschweine eher Reißaus. Lediglich ein verletztes Tier, beispielsweise im Straßenverkehr, ein paarungswilliger Eber oder eine Mutter mit Frischlingen stellen eine erstzunehmende Gefahr dar.
Bei einem Angriff versucht das Wildschwein, den Menschen umzuwerfen und zu beißen. Seine Zähne sind messerscharf, der Biss kräftig und selbst dicke Hosen stellen kein Hindernis dar. So können ernste Verletzungen entstehen. Wenn man mit einem aggressiven Wildschwein konfrontiert ist, sollte man Ruhe bewahren, Lärm verursachen und sich möglichst groß machen. Im Notfall sollte man versuchen, auf einen Baum zu klettern. In ganz Baden-Württemberg ist das Wildschwein weit verbreitet, in Wäldern, auf Wiesen oder sogar in Städten zu finden und in seiner Population weiter steigend.
4. Die Spitzmaus
Spitzmäuse sind im Südwesten weit verbreitet und gelten sogar als nützliche Schädlingsbekämpfer, wenngleich viele mittlerweile vom Aussterben bedroht sind. Sie fressen mit Vorliebe Insekten, Larven und Würmer, die sie mit ihrem giftigen Biss zur Strecke bringen. Für Menschen und selbst für Katzen und Hunde ist das Gift selten gefährlich, dennoch können lokale Symptome, etwa Schmerzen und Rötungen, an der Bissstelle auftreten.
Gefährlicher wird die Spitzmaus - wie auch die Zecke - als Krankheitsüberträger. Die kleinen Säugetiere können das Hanta- und das Borna-Virus übertragen. Beide Krankheiten sind auch für Menschen gefährlich und können sogar zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Deswegen sollte man auch eine tote Spitzmaus nie direkt anfassen.
5. Die Tigermücke
Ursprünglich in Südostasien heimisch hat die Tigermücke sich auch hierzulande angesiedelt. „Besonders die wärmeren Regionen unseres Landes sind aufgrund ihrer klimatischen Verhältnisse jetzt schon bevorzugte Räume der Tigermücke“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha im Mai. „Mittlerweile sind die aggressiven und tagaktiven Tiere nicht nur entlang der Rheinebene zu finden, sondern wurden in den letzten Jahren auch in Stuttgart, in der Stadt Heilbronn, in den Landkreisen Heilbronn, Esslingen, Ludwigsburg sowie im Rems-Murr-Kreis nachgewiesen.“
Erneut sind es die Krankheiten, die die Tigermücke übertragen kann, die sie zu einer Gefahr machen. Das kleine, fünf bis maximal zehn Millimeter große Insekt kann tropische Krankheitserreger, wie das Dengue-Virus, übertragen. Tiefschwarz, mit seiner weißen Musterung gut erkennbar, ist die Tigermücke auch sehr anpassungsfähig und verbreitet sich, vor allem in dicht besiedelten Gebieten, sehr schnell.
6. Der Ammen-Dornfinger
Laut Claudia Wild vom Nabu gibt es in Deutschland keine Spinnenart, deren Biss für Menschen lebensgefährlich ist. Der Ammen-Dornfinger ist als einzige Spinnenart in der Lage, die menschliche Haut mit ihren Kieferklauen zu durchdringen. Glücklicherweise ist die Spinne sehr scheu und selten anzutreffen, denn der Ammen-Dornfinger lebt im hohen Gras und ist zudem nachtaktiv.
Der Schmerz wird oft mit dem eines Wespenstichs verglichen. An der Bissstelle tritt kurze Zeit später ein stechender Schmerz auf. Da die betroffenen Gliedmaßen anschwellen können, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Nach etwa drei Tagen sind die Symptome meist vollständig verschwunden. Im Fall eines Bisses sollte man die Ruhe bewahren und nicht beginnen die Wunde zu kühlen oder an der Bissstelle zu kratzen. Wenn möglich, sollte man die Spinne zur genauen Identifikation einfangen und mit zum Arzt nehmen.
7. Bienen, Wespen und Hornissen
Imker gibt es hierzulande genug und damit auch Honigbienen. Die eifrigen Honigproduzenten, ebenso wie ihre Verwandten - etwa Wespen oder Hornissen - sind auch für den Menschen giftig. Laut Nabu sind etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung in Deutschland allergisch auf Insektenstiche. In dem Fall besteht bei einem Bienen- oder Wespenstich sogar Lebensgefahr. Deutschlandweit sterben pro Jahr etwa 20 Menschen an einem anaphylaktischen Schock aufgrund einer Insektengift-Allergie.
Die Dunkelziffer könnte aber deutlich höher sein. Insbesondere wenn man die Tiere in ihrem Nest stört, besteht extreme Gefahr, gestochen zu werden. Bienenstiche sind dabei deutlich unangenehmer als Hornissen- oder Wespenstiche, da die Bienen nur einmal zustechen, ihr gesamtes Gift verspritzen und dabei verenden.
8. Die Aspisviper
Eine besondere Seltenheit ist die Aspisviper, neben der Kreuzotter die einzige Giftschlange in Deutschland. Lediglich in zwei tief eingeschnittenen Tälern mit ausgedehnten Felsgebieten und Geröllhalden im Südschwarzwald ist diese Schlange zu finden.
Mit bis zu 60 Zentimetern Länge ist die Viper etwas kleiner als die Kreuzotter, ihr Körper ist gedrungen und ihr Kopf deutlich vom Hals abgesetzt, breit und kantig. Ihre Rückenzeichnung ähnelt der der Kreuzotter, allerdings ist sie etwas kleiner. Das Gift der Aspisviper ist stärker als das der Kreuzotter und kann, bei mehreren Bissen, im schlimmsten Fall auch tödlich wirken. In jedem Fall ist eine Behandlung im Krankenhaus meistens angebracht. Symptome sind umfassende Schwellungen, Herzbeschwerden und Atemnot und sollten in keinem Fall auf die leichte Schulter genommen werden.
9. Der Eichenprozessionsspinner
Ein unangenehmer Zeitgenosse lebt bevorzugt in den Eichenwäldern Süd- und Mitteleuropas, aber auch in Gärten oder Parks: der Eichenprozessionsspinner. Gefürchtet wird der unauffällige Nachtfalter wegen seiner Raupen. Deren Haare sind innen hohl und enthalten ein Brenngift.
Beim Kontakt mit der Haut kann es zu einer Immunreaktion kommen, die sich in Juckreiz, Entzündungen und im schlimmsten Fall in Nesselsucht äußern kann. Vor allem, wenn man die Haare in die Augen oder die Nase bekommt, kann es zu stärkeren Reaktionen kommen. Mit einigen Tipps kann man sich aber gut vor den Raupen schützen.
10. Der Feuersalamander
Mit 14 bis 20 Zentimetern ist der Feuersalamander einer der größten heimischen Schwanzlurche. Er lebt bevorzugt in feuchten Mischwäldern in der Nähe sauberer Quellen. Da seine natürlichen Lebensräume immer weiter zurückgehen, sind die Salamander vom Aussterben bedroht. Erkennbar ist das Tier sehr gut an seiner auffälligen Färbung in Schwarz und Gelb. Aber Vorsicht: Die Farbe dient als klare Warnung.
Der Feuersalamander ist passiv giftig. Das Hautsekret führt beim Menschen gewöhnlich nur zu einem unangenehmen Brennen. In Einzelfällen, bei empfindlichen Menschen oder Kindern, können auch Übelkeit oder Atemnot eintreten. In extremen Situationen kann der Feuersalamander sein Gift auch bis zu einem Meter weit spritzen.
Gefahr geht vor allem für Hunde oder Katzen aus. Wenn diese den Lurch fressen, kann dies bis zum Tode führen. Daher sollte man auf seinen Vierbeiner hier besonders achtgeben.