Im vergangenen September hat die Geislinger Kaiser-Brauerei Insolvenz anmelden müssen. Nun schreibt der Familienbetrieb wieder schwarze Zahlen. Die Verantwortlichen wollen auch künftig auf die regionale Karte setzen – und die Qualität hoch halten.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Geislingen - Das Festbier für den Göppinger Maientag ist bei der Zwickelprobe unlängst auf allgemeines Wohlgefallen gestoßen. Die Qualität bei der Geislinger Kaiser-Brauerei, die im vergangenen September Insolvenz hatte anmelden müssen, scheint aber auch insgesamt wieder zu stimmen. Der Absatz hat angezogen, so dass der Betrieb wieder schwarze Zahlen schreibt. An diesem Freitag verschaffte sich der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Alexander Bonde höchstselbst einen Eindruck von den Umstrukturierungen in dem Familienunternehmen und zeigte sich, von dem was er zu sehen bekam, ausgesprochen angetan.

 

Bonde lobte vor allem die bemerkenswerte Solidarität, die der Kaiser-Brauerei von Bürgern, Politikern und Unternehmern vor Ort entgegengebracht worden sei. „Ich bin aber nicht nur deshalb großer Hoffnung, dass der Prozess, der jetzt angestoßen worden ist, wieder zurück in die Erfolgsspur führt“, sagte der Minister. Der Prozess, von dem Bonde sprach, ist, wie der Insolvenzverwalter Tobias Sorg betonte, „ein Gemeinschaftswerk der Brauer-Familien Kumpf und des gesamten Mitarbeiterteams“. Er sei vom ersten Moment an zuversichtlich gewesen, dass eine Sanierung erfolgversprechend verlaufen könne. „Es hat sich rasch gezeigt, dass alle mitziehen und dass sich die vorhandenen Probleme lösen lassen“, ergänzte Sorg.

Insolvenzverwalter mit Fingerspitzengefühl

Dass es diese gegeben hat, räumten die früheren Geschäftsführer, Hans-Friedrich und Ulrich Kumpf, ohne Umschweife ein. „Wir hatten zeitweise Schwierigkeiten mit der Qualität und etliche ineffiziente Abläufe in unserer Brauerei“, sagte Hans-Friedrich Kumpf. So sei eine Negativspirale in Gang geraten, die man nicht mehr habe stoppen können, fügte sein Bruder Ulrich hinzu. Mit Tobias Sorg habe dann allerdings zur richtigen Zeit ein Mann mit dem nötigen Fingerspitzengefühl das Zepter übernommen und die Brauerei wieder auf Kurs gebracht, fuhr er fort.

In der Tat ist der Insolvenzverwalter nicht mit dem eisernen Besen durch die Firma gegangen, sondern hat die notwendigen Veränderungen behutsam vorangetrieben. So wurde das Sortiment dezent ausgedünnt, um vor allem die Abfüllung wirtschaftlicher betreiben zu können. Zudem gab es nur zwei echte Entlassungen, so dass die Mitarbeiterzahl nach wie vor bei mehr als 30 liegt. Zudem hat es Sorg geschafft, moderate Preiserhöhungen durchzusetzen. „Unsere Kunden haben überwiegend Verständnis dafür gehabt und sehen dies offensichtlich als Qualitätszuschlag für ein regionales, handwerklich hergestelltes und gutes Produkt“, zeigte er sich mit dem bisher Erreichten zufrieden.

Investitionen getätigt und den Nachwuchs ins Boot geholt

Der Insolvenzverwalter richtet den Blick deshalb auch nach vorn: „Wir haben die Kosten in den Griff bekommen und sind jetzt wieder in der Lage zu investieren.“ So wurden nicht nur eine neue Wasseraufbereitung und zusätzliches Leergut angeschafft. Ganz aktuell ist auch eine moderne Flascheninspektionsmaschine aufgestellt worden. Ein wichtiger Schritt war für Sorg obendrein, dass er mit Christoph Kumpf den jüngsten Spross der Brauer-Familie für das Unternehmen gewinnen konnte. Der diplomierte Brauingenieur ist für die Produktion und die Qualitätskontrolle zuständig.

Es sei nach innen und nach außen ein wichtiges Zeichen, dass es hier weitergehe, sagte Sorg. „Schließlich müssen wir den Sprung vom Mitleidsbier zum Genussbier wieder schaffen.“ Zudem gelte es der Marke einen modernen Anstrich zu verpassen und dennoch auf Tradition zu achten. „An einem neuen Marketingkonzept wird deshalb ebenso schon gearbeitet, wie an Produkten mit klarer Kante“, sagte er. Christoph Kumpf wiederum weiß, was dabei auf ihn zukommt. „Es ist ein hartes tagtägliches Geschäft, bei dem wir uns nicht verzetteln dürfen“, erklärte der 25 -Jährige.

Parallel zur betrieblichen Sanierung ist Tobias Sorg aber noch an einer anderen Front zugange. Obwohl die Gläubiger dem Fortbestand der Kaiser-Brauerei zugestimmt haben, wollen diese natürlich über kurz oder lang ihre Außenstände zurück haben. „Es ist nicht zuletzt meine Aufgabe, diese Ansprüche zu befriedigen“, betonte der Ulmer Insolvenzverwalter. Aus diesem Grund ist er auch akribisch auf der Suche nach einem Investor. „Eine Heuschrecke, die den Laden aussaugt und dann wieder verschwindet, kommt allerdings nicht in Frage“, stellte Sorg klar. „Wir suchen jemanden, der zu uns passt, unser Konzept mitträgt, ebenfalls regional verwurzelt ist und mittelfristig Geld mit einem g’scheiten Bier verdienen möchte.“