Überall langt die Gema zu. Das ärgert viele Musikvereine im Land. Ein Dirigent vom Hochrhein hält jetzt dagegen. Sein neuer Marsch ist in Südbaden schon fast so beliebt wie das Badnerlied.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Grenzach-Wyhlen - Manche halten die Gesellschaft für mechanische Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte, kurz: Gema, ja für den größten Verhinderer von Musik auf deutschen Straßen, in Bars, Gasthäusern und Mehrzweckhallen. Solche Töne wurden neulich auch in Grenzach-Wyhlen (Kreis Lörrach) laut, als die Musiker des örtlichen Musikvereins nach der Probe im Vereinsheim beisammen saßen. Die Gema, so klagte der Vereinskassierer, lange jetzt auch schon zu, wenn bei der Generalversammlung ein Marsch gespielt werde.

 

Alle schüttelten den Kopf, doch der Dirigent Heinz Benz schüttelte etwas aus dem Ärmel. Der 64-Jährige, im Hauptberuf Chef einer Bauträgergesellschaft, doch von Berufung seit 50 Jahren ein leidenschaftlicher Blasmusiker, komponierte einen Marsch mit dem Titel „Kostet nix“. Mit dem Stück will er der Gema einerseits den Marsch blasen, andererseits den Vereinskassierern ein paar Takte Pause verschaffen. Denn „Kostet nix“ kostet nix.

Fast so beliebt wie das Badnerlied

Wie zu vernehmen ist, sorgt das Stück in südbadischen Blasmusikerkreisen bereits für Furore, und im Gegensatz zum Evergreen „Badnerlied“ besitzt es das Potenzial, auch den schwäbischen Markt zu erobern. Benz ist sein Erfolg derweil fast schon unheimlich. 50 Stücke hat er komponiert, etliche wurden aufgeführt, aber keines erntete eine solche Aufmerksamkeit. Sogar das Fernsehen schaute in Grenzach vorbei.

Bisher habe er ja generell auf Tantiemen verzichtet, sagt Benz. Nun aber überlege er, sich bei Gelegenheit vielleicht doch noch bei der Gema anzumelden. Ob sein Marsch kostenlos bleiben kann, oder ob er dann einen neuen Namen braucht? Die Gema wird es schon wissen.