Er ist der wichtigste Unbekannte der Landesgeschichte: Eugen Bolz. Mit einem Theaterstück erinnert der Melchinger Lindenhof an den württembergischen Staatspräsidenten, der von den Nazis ermordet wurde.

Alles ist in Aufruhr, nur Luna nicht. Sie döst vor sich hin und nimmt keinerlei Notiz von dem Drama, das sich um sie herum abspielt. Auf der Bühne sitzt ein Mann, akkurat gekleidet wie der Staatsmann, der er bis zu seiner Absetzung war. Jetzt tobt der Mob. Der Politiker ist ihm ausgeliefert, auf offener Bühne, schutzlos. Kübelweise wird er mit Dreck beworfen, rechts und links donnert braunes Zeug auf ihn ein, auf Anzug, Weste, Krawatte, schmerzende Minuten lang. Eine öffentliche Demütigung, die der Anfang von noch Schlimmerem ist, von Folter, von Enthauptung. Das lässt nur die in der Theaterscheune angeleinte Luna kalt. Nicht den Zuschauer, der mit der schläfrigen Theaterhündin das Privileg teilt, einer Probe des Melchinger Lindenhofs beizuwohnen. Ihn erschüttert das Schicksal von Eugen Bolz aufs Tiefste.