Spanien trifft der Flüchtlingsstrom aus Afrika unvorbereitet. Unser Redakteur Ralph Schulze findet, dass sich in der neuen Misslage ein Mangel in der Migrationspolitik zeigt.

Gibraltar - Seit Längerem war absehbar, dass sich die Migrationsroute übers Mittelmeer von Italien nach Spanien verlagert. Jetzt ist es so weit: Spanien ist das neue Italien. Täglich treiben Boote aus Nordafrika an der südspanischen Küste an. Die provisorischen Flüchtlingslager in den andalusischen Hafenstädten sind überfüllt. Doch die Behörden, die Zeit hatten, sich auf die Wende am Mittelmeer vorzubereiten, wirken überfordert. Es mangelt an Helfern, Materialien, Schlafplätzen und vor allem an einer echten Migrationspolitik.

 

Flüchtlinge werden von Spanien weitergeschickt

Weil es in Spanien kein funktionierendes Aufnahmesystem gibt, werden die meisten Ankommenden schon nach wenigen Tagen mit einer Fahrkarte in der Tasche weitergeschickt – Richtung Norden, damit sie sich nach Frankreich oder Deutschland durchschlagen. Ist das die neue humane Flüchtlingspolitik, die Spaniens sozialistische Regierung ankündigt? Die spanische Migrationskrise zeigt zugleich, dass das Drama am Mittelmeer mit Abschottung allein nicht zu lösen ist. Denn mit den zunehmenden Hindernissen auf der Meeresroute von Libyen nach Italien wächst die Zahl der Boote, die von Marokkos Küste Kurs auf Spanien nehmen. Spanien und die EU wollen deswegen bald mit Marokkos König Mohammed VI. verhandeln, um die Abfahrten von seinen Küsten zu stoppen. Der König lässt durchblicken, dass die Zusammenarbeit nicht umsonst zu haben sein wird.

Zahl der Migranten geht zurück

Bessere Sicherung der Außengrenzen und massive Entwicklungshilfe in Afrika: Das könnte der Weg sein, um die Situation zu entschärfen. Erste Schritte waren erfolgreich: Denn auch wenn Spanien zum neuen europäischen Migrationsbrennpunkt wurde: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Gesamtzahl der Migranten, die übers Mittelmeer nach Griechenland, Italien und Spanien kommen, halbiert.

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