Wenn Schwaben und Badener im Fußball aufeinandertreffen, dann brennt meist die Luft. Mehr jedoch auf den Rängen als auf dem Rasen, wie unser Rückblick auf die heißesten Derbys zwischen VfB und KSC zeigt.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Vor Jahren unternahmen wir den Versuch, Fans des VfB Stuttgart und des Karlsruher SC an einen Tisch zu bringen. Zum konstruktiven Streitgespräch. Anlass war das 60-jährige Bestehen Baden-Württembergs. Die gute Nachricht: Niemand hat sich die Köpfe eingeschlagen. Und konstruktiv war es auch. Der KSC-Fan Matthias Dreisigacker brachte die Sachlage am Ende dann aber doch auf folgenden Nenner: „Das mit Badenern und Schwaben, das hat nie gepasst.“

 

Seit der Badischen Revolution von 1848 und bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Wenn der Westen des Bindestrich-Bundeslandes auf den östlichen Landesteil trifft, dann brennt die Luft – zumindest im Fußball, im einzig wahren Ländle-Derby zwischen KSC und VfB. Am Sonntag (13.30 Uhr) ist es wieder so weit, wenn der aufstiegsambitionierte Gastgeber aus Stuttgart das stark abstiegsgefährdete Schlusslicht empfängt. Im Hinspiel siegten die Schwaben mit 3:1. Das Spiel war mäßig spannend, dafür war auf den Rängen umso mehr los. So war es in der Vergangenheit häufiger – wie unser Rückblick auf die heißesten Duelle zeigt.

30.10.2016: KSC-VfB 1:3

Das erste Derby nach sieben Jahren befriedigte bei den Fans eine lange Sehnsucht. Endlich wieder gegen die Badener/die Schwaben zu Felde ziehen. Die Polizei richtete sich auf bürgerkriegsähnliche Zustände ein, am Ende blieb es aber relativ ruhig. Ein verbranntes VfB-Maskottchen seitens der KSC-Fans war noch die unschönste Szene. Nach Toren von Takuma Asano, Simon Terodde und Alexandru Maxim gewann der Favorit mit 3:1.

21.9.2008: VfB-KSC 3:1

Auch im vorerst letzten Bundesliga-Duell in Stuttgart gab es für den VfB einen 3:1-Sieg. Selige Zeiten waren das: Mit Sami Khedira und Mario Gomez als Torschützen. Als Ciprian Marica drei Minuten vor Schluss den Endstand besorgte, drehten die Karlsruher Anhänger durch. 200 Schalensitze wurden herausgerissen, eine Toilette wurde in Brand gesteckt. Die Fans wollten den Zaun der Sektorentrennung in der Untertürkheimer Kurve stürmen – ehe die Reiterstaffel der Polizei einschritt. Am Ende zählte die Polizei 23 Verletzte und sprach selbst von einer Überreaktion.

23.2.2008: VfB-KSC 3:1

Mario Gomez und Maik Franz – oder: Wie zwei Kinder im Sandkasten. Der Abwehr-Quälgeist aus Karlsruhe hatte den VfB-Torjäger auf dem Spielfeld ordentlich traktiert, sodass sich Gomez hinterher zu den inzwischen legendären Worten hinreißen ließ: „Maik Franz ist ein Arschloch.“ Der Angreifer ließ es sich seinerseits nicht nehmen, seinen Führungstreffer ausgiebig vor der KSC-Fankurve zu zelebrieren. Was ihm folgende Belehrung seines Gegenspielers einbrachte: „Das macht man nicht. Da muss er noch viel lernen.“

2.9.2007: KSC-VfB 1:0

Maik Franz ist eben ein echtes Vorbild. Unter Beweis gestellt bei der Aufstiegsfeier seines Teams im Sommer, eine Woche nach der Meisterfeier in Stuttgart. „Stuttgarter Arschlöcher“, skandierte Franz als Vorsänger vor den Fans, die ihn fortan verehrten wie den badischen Großherzog. Vier Monate später gelang der vorerst letzte Erfolg des Underdogs gegen den amtierenden Deutschen Meister. Spielmacher Tamás Hajnal, der vier Jahre später an den Neckar wechseln sollte, erzielte das Tor des Tages, was VfB-Sportchef Horst Heldt granteln ließ. „Nur mit Schönspielen kommen wir nicht weiter.“

2.5.1998: KSC-VfB 4:2

Wieder einmal ein letztes Derby für lange Zeit. Am vorletzten Spieltag der Saison 97/98 gewinnt der KSC mit 4:2, steigt am Ende aber ab. Trainer Joachim Löw wird mit dem VfB Vierter, muss aber dennoch seinen Stuhl räumen. Er wird ersetzt durch einen gewissen Winfried Schäfer. Während Schäfers kurzen Gastspiels in Stuttgart kommt es zu keinem Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Club. Schade eigentlich.

22.2.1997: VfB-KSC 1:0

Ein Jahr zuvor sitzt der Wilde Winnie noch auf der Karlsruher Bank und macht sich in Stuttgart mit Sprüchen wie „Zieht dem Bobic die Spätzle aus dem Arsch“ beliebt. Bobic dankt es ihm mit dem 1:0-Siegtreffer in der 90. Minute. Hinterher bestritt Schäfer seinen Spätzle-Spruch vehement.

21.4.1995: KSC-VfB 3:1

„Es reicht“, zischte Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder nach der 1:3-Pleite im Wildpark erzürnt. Trainer Jürgen Röber muss seine Koffer packen. Und Manager Dieter Hoeneß gleich mit.

12.10.1963: KSC-VfB 0:3

Es ist das erste Derby der beiden Vereine in der neu gegründeten Bundesliga. Der VfB gewinnt vor 55 000 Zuschauern im Wildparkstadion mit 3:0. Seither kam es in erster und zweiter Liga zu 44 weiteren Duellen. Die Bilanz aus VfB-Sicht: 28 Siege, neun Unentschieden, acht Niederlagen.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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