Impfwillige gibt es, aber keinen Impfstoff. Das Deutsche Rote Kreuz hilft, um sie nach Sindelfingen ins Kreisimpfzentrum zu bringen. Der weil ebnet die Stadt Böblingen mit einem einem Bonuspass den sozial Schwachen den Weg ins Impfzentrum.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Sindelfingen - Waren es am Freitag noch rund 2500 Senioren, die einen Termin im Impfzentrum suchten, kletterte am Montag die Zahl auf rund 2800. Etwa 550 Impfwillige kann das Zentrum zurzeit mit dem Vakzin versorgen, mehr Impfstoff ist nicht da. Ausgelegt ist das Impfzentrum in Sindelfingen für etwa 5000 Impfungen die Woche.

 

Das sind die Zahlen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Böblingen, das zur Zeit alle Hände voll zu tun hat, damit auch jene ins Impfzentrum können, die es aus eigener Kraft nicht nach Sindelfingen schaffen. Die Impfwilligen der Kategorie eins, die Senioren, die älter als 80 Jahre alt sind, haben naturgemäß ein großes Interesse, vor Corona geschützt zu sein. Schließlich ist in dieser Altersgruppe die Anzahl der Todesfälle extrem hoch.

16 hauptamtliche Mitarbeiter betreuen die Hotline des DRK

„Die Resonanz ist sehr groß“, bestätigt Wolfgang Heubach, der Pressesprecher des Böblinger Kreisverbands. Denn die Termine kann man nur online buchen. Zwar haben mittlerweile so gut wie alle deutschen Haushalte einen Internet-Anschluss, aber nur 66 Millionen Menschen nutzen das Internet auch. Unter den rund 16 Millionen Menschen, die ohne Internet auskommen, sind viele Senioren. Diese besitzen meist auch kein Handy. Für sie leistet das DRK die Verwaltungsarbeit. Sie buchen die Senioren in die Impfzentren ein, helfen und beraten sie.

16 hauptamtliche Mitarbeiter betreuen die Hotline des DRK in Böblingen und führen die Gespräche mit den Impfwilligen, die durchaus ihre Zeit brauchen. „Wir machen da manchmal eine regelrechte Gesprächstherapie“, berichtet Heubach.

Für die Impfhilfe im Kreis Böblingen ist der DRK-Geschäftsstellenleiter Guido Wenzel verantwortlich. Wenn der Berg an Impfwilligen weiter wächst, dann kann er noch einmal 16 ehrenamtliche Mitarbeiter an die Hilfstelefone setzen.

Für ihn ist auch wichtig, dass er seine 24 Ortsvereine im Rücken hat, denen in den dörflichen Zusammenhängen die Impfwilligen oft genug bekannt sind. „Manchmal müssen wir einfach die Menschen beruhigen“, sagt Wenzel. Die Mitarbeiter müssen ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, den sie im Internet nicht finden würden.

Darüber hinaus unterstützt das Rote Kreuz all jene, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Wohnungen nicht mehr verlassen können. „Hier gibt es drei Möglichkeiten“, sagt Wenzel. Schwerkranke Leute würden mit dem Krankenwagen ins Impfzentrum gebracht, medizinisch notwendige Transporte, sofern der Arzt das genehmige, könnten mit dem Taxi erfolgen, und würden dann wohl von den Krankenkassen bezahlt werden. Bei dem rüstigen 90-Jährigen, der es nicht schafft, mit dem Bus ins Impfzentrum zu kommen, und wo auch keine Nachbarschaftshilfe vorhanden ist, da springt das DRK ebenfalls bei. Solche Transporte könnten dann mit den DRK-Mannschaftstransportern erfolgen, oder vielleicht auch in den privaten Autos der Helfer. Diese würden ebenfalls von den ehrenamtlichen Mitarbeitern vorgenommen werden.

Von Kopf bis Fuß auf Hilfe eingestellt

Nicht nur das Rote Kreuz ist von Kopf bis Fuß auf Hilfe eingestellt, auch die Stadt Böblingen hat vermutlich als einzige Kommune im Kreis einen Bonus für Senioren ab 80 Jahren geschaffen. Böblinger Bürger, die nur ein geringes Einkommen haben oder Wohngeld, Grundsicherung oder Sozialhilfe beziehen, haben Anspruch auf einen Bonuspass. Als zusätzliche Leistung bietet dieser Pass den Nutzern jetzt auch die Gratis-Fahrt ins Impfzentrum an. Natürlich nur, wenn diese Fahrt nicht anderweitig organisiert werden kann, wie etwa über Angehörige, Bekannte oder das Rote Kreuz.