Der Trend beim VfB zeigt klar nach oben – und der Trainer Bruno Labbadia vertraut daher meist derselben Startelf. Das schmeckt nicht allen Stuttgarter Profis.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Die Sonne scheint ihm mild auf die Nasenspitze, als Serdar Tasci nach dem Vormittagstraining ein Fazit zieht. „Es gibt bei uns im Training jeden Tag viele heiße Duelle“, sagt der Kapitän des VfB Stuttgart, „denn ganz ohne Konkurrenzkampf geht es ja nicht.“ Allerdings hat auch der 24-Jährige längst begriffen, dass es im Konzept seines Trainers Bruno Labbadia trotz 24 Profis auf dem Platz – nur Georg Niedermeier und Johan Audel sind angeschlagen – inzwischen „ein klares Gerüst in der Aufstellung gibt, in dem viele Abläufe mittlerweile gut einstudiert sind“.

 

Drei Siege und ein Unentschieden bei einer Niederlage hat der VfB aus den vergangenen fünf Bundesligapartien geholt. Der Daumen zeigt für die Stuttgarter also klar nach oben – und so ist es kein Wunder, dass Labbadia inzwischen meist dieselben Profis für die Startelf nominiert, „mit der es wieder Spaß macht zu spielen“, wie Serdar Tasci sagt, „denn wir haben unser System gefunden, mit dem wir ähnlich wie zu Beginn der Vorrunde das Spiel wieder bestimmen können“. Die Schattenseite des Erfolgs: im Kader der Stuttgarter gibt es dadurch logischerweise einige unzufriedene Profis. Sie sind die Verlierer des Aufschwungs, weil sie am jeweiligen Konkurrenten derzeit nicht vorbeikommen.

Maza versus Niedermeier

Der Mexikaner, der seine Heimatstadt Mazatlán im Künstlernamen trägt, ist bis zum Beginn der Rückrunde eine feste Größe gewesen – und fehlte lediglich für eine Partie, nachdem er im Anschluss an das Spiel in Mainz die Gelb-Rote Karte gesehen hatte.

Inzwischen aber ist Maza, dessen Formkurve schleichend nach unten zeigte, im Duell mit Niedermeier hintendran. Der „Niederstrecker“, der nach einem Ermüdungsbruch im Oberschenkel im Sommer lange ausfiel, spielt solide und bekommt auch Lob von seinem Innenverteidigerkollegen Tasci. „Es funktioniert sehr gut mit uns beiden“, sagt der VfB-Kapitän über den kopfballstarken Nebenmann. Sollte sich die Rippenprellung des Bayern aber als hartnäckig erweisen, bekommt Maza am Freitag gegen Kaiserslautern seine Chance.

Molinaro versus Sakai

Abseits des Platzes immer im Doppelpack mit seinem Landsmann Shinji Okazaki anzutreffen, gibt der „Go“, wie die Kollegen sagen, in jeder Trainingseinheit richtig Gas. „Wir sind sehr zufrieden mit seiner Entwicklung“, sagt Bruno Labbadia, der keinen Grund hat, den 20-Jährigen wieder aus der Stammelf zu nehmen.

Das muss auch der erste Konkurrent als Linksverteidiger, Cristian Molinaro (dahinter gibt es noch Arthur Boka) einsehen, der sich mit Rot in Leverkusen selbst aus dem Spiel nahm. Wie schnell der dynamische Gotoku Sakai in der Liga Fuß gefasst hat, das hat aber auch die VfB-Führungscrew überrascht. Denn im Januar hatte der Manager Fredi Bobic noch vorhergesagt, „dass der Go eine längere Eingewöhnungsphase braucht“.

Gentner versus Kuzmanovic

Wer spielt im defensiven Mittelfeld neben dem bei Labbadia stets gesetzten Dänen William Kvist? So lautet die Frage, die sich Christian Gentner und Zdravko Kuzmanovic mehrfach stellen mussten. Nach dem Gentner-Zwischenhoch zum Ende der Vorrunde hat sich das Blatt wieder gewendet: Kuzmanovic ist gesetzt – und hat seinen Vorsprung auf Gentner durch die zwei Elfmetertore von Hamburg ausgebaut.

Schieber versus Okazaki

Er ist das erste Opfer der Umstände, denn im 4-2-3-1-System bleibt dem gelernten Stoßstürmer Julian Schieber nur das Duell auf der linken Außenposition mit Shinji Okazaki. Weil der Japaner immer besser in Fahrt kommt und schon siebenmal traf, muss sich der Linksfuß Schieber weiter gedulden. „Mein Anspruch ist es, von Anfang an zu spielen – egal, auf welcher Position“, sagt der Backnanger.

Cacau versus Ibisevic

Das zweite Opfer des Systems ist Cacau, der inzwischen nur noch in der Nationalelf jubeln darf. „Ich habe das Vertrauen in meine Stärke wiedergewonnen – und gebe nicht auf“, sagt Cacau. Doch es bleibt dabei: im Sturm ist Vedad Ibisevic die klare Nummer eins.

Gebhart versus Hajnal

Beim VfB hat Timo Gebhart bisher meist die rechte Außenbahn bearbeitet, wo er am Mann der Stunde, an Martin Harnik (14 Saisontore) nicht vorbeikommt. Doch Gebhart, der seine Bauchmuskelverletzung auskuriert hat, hat einst bei 1860 München und in der DFB-Juniorennationalelf auf der Zehn gespielt. „Es ist kein Geheimnis, dass der Platz hinter den Spitzen meine Lieblingsposition ist. Es würde mich freuen, wenn ich dort eine Chance bekäme“, sagt Gebhart zum möglichen Duell mit Tamás Hajnal, der derzeit aber klar die Nase vorn hat.