In dieser Woche hat das SWR-Fernsehen die ersten beiden Folgen gezeigt: „Die Kirche bleibt im Dorf“ ist eine geglückte Mundart-Komödie, die mit Klischees spielt und Spaß macht.

Stuttgart - Wenn das gute Abschneiden eines Kinofilms einen Fernsehsender dazu animiert, den Erfolg als TV-Serie fortzusetzen, ist zunächst Skepsis geboten. Doch in diesem Fall ist alles anders, zumal der SWR die Fortsetzung schon bestellt hatte, als „Die Kirche bleibt im Dorf“ noch gar nicht in den Kinos lief. Bei der Serie, die am Montag im SWR Fernsehen gestartet ist, handelt es sich also um keinen faden Aufguss, außerdem ist deren Handlung einige Jahre früher angesiedelt.

 

Auch jetzt geht es wieder um die Erbfeindschaft zwischen den schwäbischen Dörfern Oberrieslingen und Unterrieslingen, jeweils repräsentiert durch die Weinbauernfamilie Häberle und die Schweinezüchter Rossbauer. Davon abgesehen zeichnet die Handlung aus, was schon den Kinofilm zum überregionalen Erfolg gemacht hat: Das Drehbuch treibt die Ereignisse nur ein bisschen auf die Spitze. Auf diese Weise sind sie zwar komödiantisch überhöht, bleiben aber realistisch, sieht man mal davon ab, dass der alte Rossbauer (Jürgen Haug) schon in der ersten Folge das Zeitliche gesegnet hat und fortan als Geist umherwandeln wird.

Wunderbar sind auch die in purem Schwäbisch vorgetragenen Dialoge. Während die Wurzeln einiger Darsteller des Schwarzwald-Dauerbrenners „Die Fallers“ nur im weitesten Sinne badischer Natur sind, sind die Schauspieler aus „Die Kirche bleibt im Dorf“ ausnahmslos in und um Stuttgart geboren oder zumindest in der Gegend aufgewachsen. Das hat zwar zur Folge, dass Zuschauer außerhalb des SWR-Sendegebiets immer wieder aufgeschmissen sind, trägt aber enorm zur Authentizität bei. Und natürlich erhöht die Mundart den Unterhaltungswert erheblich: Im Dialekt kommt ein Fluch ungleich mehr von Herzen als in der Hochsprache. Tatsächlich wirkt die Serie auch dank des ausgeprägten schwarzen Humors sogar noch schärfer als der Kinofilm. Gelegentliche Anleihen beim Bauerntheater verkraftet die Produktion ebenso mühelos wie die Tatsache, dass von den Darstellern der Originalproduktion nur noch wenige übrig sind.

Der knatternde Moped-Pfarrer

Was „Die Kirche bleibt im Dorf“ aber noch stärker aus dem Fernsehalltag heraushebt, ist der serielle Charakter. Formal besteht die Produktion aus zwölf Dreißigminütern. Tatsächlich aber handelt es sich um einen sechs Stunden langen Fernsehfilm, um eine Telenovela der besonderen Art. Um so wichtiger ist es, dass die Produktion wie aus einem Guss wirkt. Ulrike Grote, schon Autorin und Regisseurin des Kinofilms, hat sich die Regie mit Rolf Schübel geteilt, der die Folgen sieben bis zwölf inszeniert. Trotzdem gebührt die Anerkennung der vor allem als Schauspielerin bekannt gewordenen Grote. Sie hat die Serie wie zuvor schon den Kinofilm mit ihrer Firma Fortune Cookie produziert und dürfte sich jetzt als ernst zu nehmende Autorin und Regisseurin etabliert haben.

Beinahe brillant ist ihre Idee, den Pfarrer als verbindendes Element zu nutzen: Die verfeindeten Dörfer bilden eine gemeinsame Kirchengemeinde, weshalb der Pastor, eigentlich eine Nebenfigur, mit dem Moped dauernd von Oberrieslingen nach Unterrieslingen knattert. Rainer Piwek versieht den Priester mit viel Gottergebenheit und noch mehr trockenem Humor. Er ist der heimliche Star der Serie, auch deshalb, weil Natalia Wörner im Gegensatz zum Kinofilm nicht mehr mitspielt.

Um den Kirchenmann gruppiert Grote ein Ensemble, das nicht frei von Klischees ist, aber dennoch Freude bereitet. Mitunter mögen die Darsteller etwas dick auftragen, auch die gelegentlichen Slapstickszenen wirken krachledern: großen Spaß machen sie dennoch in dieser wunderbar leichten Dorfkirchenkomödie.