Die Iran-Krise wirft ihre Schatten auch auf den Irak. Während die Terrormiliz IS eine neue Offensive startet, hoffen die kurdischen Kämpfer darauf, an der Seite der USA die Unabhängigkeit zu erreichen – notfalls als Verbündete im drohenden Krieg?

Erbil - Der Berg schmiegt sich an die Ebene wie ein Riese, der sich müde von der Hitze auf dem Boden ausstreckt. Die Autobahn führt von Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion im Nordirak, ohne Umweg zum Qarachogh an der Grenze zum arabischen Teil des Irak. Rauchwolken steigen rund um den Berg in den Himmel. Die Erde ist schwarz verbrannt. Ein Militärposten taucht in einer Kurve auf. Ein Kämpfer der Peschmerga, der bewaffneten Kräfte der autonomen Kurdenregion, winkt das Auto durch ein Tor hinein in die Festung der Kurden. Oberstleutnant Abdullah Mutadib reibt sich den Schlaf aus den Augen. Neben ihm sitzen Khoshnaw Azad, ein weiterer Peschmerga, und Hamid Mohamed vom kurdischen Geheimdienst Asayîş. Seit April sind die Militärs und der Geheimdienstoffizier in einer schwierigen Lage. Die schon besiegt geglaubte Terrormiliz IS hat sich mit 200 bis 600 Kämpfern in das Gebirgsmassiv zurückgezogen und setzt von dort aus eine Strategie der verbrannten Erde fort – vor allem nachts.