Winfried Kretschmann will in der Stunde der Gefahr Besonnenheit vorleben. Doch wirkt er seltsam verhalten, wo Entschlusskraft gefordert wäre. Und die Politik wird virtuell: Kameras ersetzen die Begegnung.

Stuttgart - Social Distancing heißt das jetzt also, wenn man die Brille von der Stirn auf die Nase schieben muss, um sein Gegenüber beim Gespräch zu erkennen. Abstand halten, lautet das Gebot der Stunde. „Noli me tangere“, befiehlt der auferstandene Jesus im Johannesevangelium der Maria Magdalena. „Rühr mich nicht an.“ Giotto hat die Szene gemalt. Für einen Humphrey Bogart hingegen ist kein Platz mehr: „Ich seh dir in die Augen, Kleines.“ Besser nicht, Tröpfcheninfektion droht! Für Scheinriesen wiederum wendet sich manches zum Besseren, weil doch der Riese umso mickriger gerät, je näher der Betrachter ihm kommt. In Abstandszeiten bleiben Scheinriesen zumindest Halbriesen. Wahrscheinlich lieben sie Social Distancing.