Der Verein Raupe Immersatt rettet Lebensmittel vor der Mülltonne und will jetzt ein Café in der Innenstadt eröffnen, in dem es vieles gratis gibt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Süd - Ein Café, in dem es Lebensmittel zu essen gibt, die normalerweise in der Mülltonne gelandet wären, obwohl sie noch tip top sind, ist das jüngste Projekt des Vereins „Raupe Immersatt“. Das Essen ist gratis, Spenden sind willkommen. Die Getränke kosten wie in jedem anderen gastronomischen Betrieb. Damit soll sich das Café finanzieren. Für dieses Geschäftsmodell haben die fünf Raupe-Aktivisten von Fachleuten einen Businessplan ausarbeiten lassen und nun wollen sie ihr Café der etwas anderen Art so schnell wie möglich eröffnen.

 

Kürzlich haben sie ihre Idee im Bezirksbeirat Süd vorgestellt, denn die Lebensmittelretter sind auf der Suche nach einem geeigneten und günstigen Ladenlokal in der Innenstadt und haben sich dafür Vorschläge von den Bezirksbeiräten erhofft – und erhalten.

Aktiv gegen die Lebensmittelvernichtung

Jährlich werfen die Deutschen 18 Millionen Tonnen Essbares in den Müll. Gegen diese Verschwendung zieht die Raupe Immersatt seit gut einem Jahr zu Felde. Zusammen mit den über 1000 Mitgliedern beziehungsweise 25 aktiven Sammlern der Foodsharing Community Stuttgart holen sie abends Kartons mit aussortiertem Obst und Gemüse, Kisten mit Joghurt, der abgelaufen ist, oder nicht verkaufte Backwaren aus den Supermärkten. „Im Gegensatz zu den Tafelläden dürfen wir auch abgelaufene Ware mitnehmen“, erklärt Maximilan Kraft. Auch Speisen, die bei Firmenfeiern und Tagungen am Büffet übrig blieben, holen die Lebensmittelretter und verspeisen sie entweder selbst oder stellen sie an Sammelstellen zum Abholen bereit.

Gesammelt wird in 74 Lebensmittelmärkten

In Stuttgart stellen 74 Lebenmittelläden die Waren für die Foodsharing-Sammler bereit, die mit ihren Sammelaktionen gegen die weltweite Vernichtung von Lebensmitteln protestieren – und dies mittlerweile ganz legal. Mit der Idee, ein Café für alle Leute und nicht nur für Bedürftige zu eröffnen, erweitert die Raupe Immersatt ihren Wirkungskreis. Bisher klären die Fünf Raupe-Leute bei Workshops in der Volkshochschule darüber auf, wie man mit Augen, Nase und Mund feststellt, ob ein Lebensmittel noch gut ist. Ihr Hauptargument ist der Hinweis darauf, dass ein Mindesthaltbarkeitsdatum nicht gleichbedeutend ist mit einem Wegwerfdatum. „Wir veranstalten deshalb auch unsere Schnippel-Discos“, erklärt Kraft. Er hat sein Studium unterbrochen und ist jetzt ganz für den Verein da. Rund 150 000 Kilogramm Essbares haben die Lebensmittelretter der Community in den zurückliegenden fünf Jahren vor der Mülltonne bewahrt. Dafür waren sie 14 316 Mal unterwegs.

Suche nach Räumen läuft auf Hochtouren

Das künftige Café soll durch den Verkauf von Getränken und durch Spenden soviel erwirtschaften, dass davon zwei Stellen hinter der Theke bezahlt werden können. Hinzu kommen ehrenamtliche Mitarbeiter, die den Cafébetrieb auch in den Abendstunden aufrecht erhalten. „Abends müssen wir länger offen haben, denn gerade da werden die meisten Lebensmittel angeliefert“, erklärt Kraft.

Im Bezirksbeirat-Süd fanden er und seine Mitstreiter offene Ohren und sie erhielten zahlreiche Hinweise auf leer stehende Ladenlokale. Auch das Alte Feuerwehrhaus, das nicht nur renoviert, sondern auch auf Wunsch des Gremiums eine neue Nutzerstruktur erhalten soll, wurde in die Diskussion eingebracht. Der Verein Raupe Immersatt kündigte an, dass er für die Räume selbstverständlich Miete bezahlen will. „Wir gehen jetzt gerade allen Vorschlägen nach, die wir im Bezirksbeirat bekommen haben“, berichtet Kraft.