Weil es zur Blüte im März warm und sonnig war, gibt es schon bald die ersten heimischen Kirschen. Rot, saftig und sexy – mit diesem Obst beginnt der Sommer. Wir beantworten die wichtigsten sechs Fragen rund um die Kirsche.

Stuttgart - Weil es zur Blüte im März warm und sonnig war, gibt es schon bald die ersten heimischen Früchte. Rot, saftig und sexy – mit diesem Obst beginnt der Sommer. Wir beantworten die wichtigsten sechs Fragen rund um die Kirsche.

 

Wie bleiben sie frisch?

Kirschen reifen nicht nach. Man kauft sie am besten, wenn sie reif sind, und isst sie dann sofort. Den Stiel erst nach dem Waschen abzupfen, die Früchte bluten leicht aus. Wegen der dünnen Schale und des saftigen Fruchtfleisches fangen die Früchte schnell an zu schimmeln. Die etwas festeren Knorpelkirschen halten sich im Kühlschrank länger. Immer gilt: raus aus der Plastiktüte. Ob man die süßen Roten kalt oder bei Zimmertemperatur genießt, bleibt Geschmacksache.

Süß oder sauer?

Kirschen zählen zum Steinobst. Man unterteilt sie grob in drei Gruppen: Süßkirschen, Sauerkirschen und die Brennkirschen, aus denen man den Obstbrand herstellt. Von Juni an wird die Süßkirsche reif – die klassische Frucht zum Frischessen. Ursprünglich stammt sie aus Kleinasien, sie mag ein milderes Klima. Die Römer haben sie unter dem Namen cerasum nach Europa gebracht. Die Frucht heißt cherry (englisch), cerise (französisch), cereza (spanisch) oder kirsikka (finnisch). Die Sorten mit festem Fleisch werden als Knorpelkirschen, weichere als Herzkirschen bezeichnet. Die anspruchslose Sauerkirsche, auch Weichsel genannt, wird von Juli an reif. Die bekannteste Sorte ist die Schattenmorelle.

Was steckt in ihnen?

Kirschen sind gesund. Sie enthalten viele Vitamine, vor allem Vitamin C und Folsäure. Dazu kommen die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe wie Flavonoide (Anthocyane und Quercetin) und Phenole. Diese chemischen Verbindungen können entzündungshemmend und antibakteriell wirken. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und nach aktuellen Studien können diese Stoffe das Risiko für die Entstehung einiger Krankheiten senken, zum Beispiel von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die meisten Leute vertragen Kirschen sehr gut – in normalen Mengen gegessen. Die Anthocyane verleihen den Früchten auch ihre appetitliche rote bis fast schwarze Farbe. Kirschsaft färbt wie der Teufel und alle gängigen Tipps zum Entfernen von Flecken helfen nur sehr bedingt. Auf jeden Fall: den Stoff möglichst schnell in kaltes Wasser legen und nicht rubbeln. Viel Glück!

Wo kommen sie her?

In der Saison von Anfang Juni bis Anfang August werden in Stuttgart und Umgebung vorwiegend Kirschen aus regionaler Produktion angeboten, vor allem auf den Wochenmärkten. Außerhalb der Saison stammen die importierten Früchte aus Italien, Spanien, Griechenland, den Niederlanden und Frankreich. Immer mehr Importe kommen auch aus der Türkei. Baden-Württemberg ist ein Süßkirschenland! Von bundesweit 5,25 Hektar Süßkirschenanbaugebieten liegen 2,07 Hektar im Südwesten. 2013 konnten nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums im Land 11,15 Tonnen Süßkirschen und 1,12 Tonnen Sauerkirschen geerntet werden. Jeder Deutsche isst im Schnitt frisch 2,2 Kilogramm Süßkirschen pro Kopf und Jahr. Kirschen gehören wie der Apfel zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der Baum des Steinobsts kann bis zu 20 Meter hoch werden. Im erwerbsmäßigen Anbau werden die Bäume sehr klein gehalten, sodass vom Boden aus geerntet werden kann.

Welches Rezept schmeckt?

Sauerkirschen eignen sich wegen ihres kräftigen Aromas besser zur Weiterverarbeitung als ihre süßen Cousinen. Saft und Marmelade, Kompott und Kuchen sind die Favoriten. Wer keinen Weitspuckwettbewerb veranstalten will, entfernt vor dem Backen besser die Steine. Eine schmutzige Arbeit, denn die Biester flutschen durch die Küche. Auch gedörrt sind Sauerkirschen im Handel – eine rezente, wenn auch teurere Variation zu Rosinen. Als Gewürze passen Vanille und Zimt zu Kirschen. Aber auch Mandeln, Kokos, Kaffee und Schokolade sind gute Partner. Sauerkirschen sind im Nahen Osten, im Iran und Osteuropa auch als Zutat zu Fleisch (zum Beispiel Lamm) oder Reisgerichten (Pilaf) beliebt. In ihrem Buch „Geschmacksthesaurus“ empfiehlt die Food-Journalistin Niki Segnit, als Snack eine Scheibe Nussbrot mit Ziegenkäse und süßen Kirschen zu belegen. Ausprobieren!

Wieso ist der Wurm drin?

Der winzige weiße Wurm, der sich im Fruchtfleisch krümmt und jedem den Appetit verdirbt, ist die Made der Kirschfruchtfliege. Sie entwickelt sich aus den Eiern, die das geflügelte Insekt zuvor in die reifenden Früchte gelegt hat. Obstbauern im konventionellen Anbau bekämpfen den Schädling mit Spritzmittel, die Bio-Branche arbeitet mit engmaschigen Netzen und insektenschädigenden Fadenwürmern. Hobbygärtnern rät man zum Einsatz von Lockstofffallen, die in Form von gelben Karten ins Laub gehängt werden.