Abiturienten sollen fachlich besser werden. Dazu wird die Oberstufe an Gymnasien reformiert. Die Schüler bekommen wieder mehr Wahlmöglichkeiten.

Stuttgart - An den Gymnasien steht eine neue Reform bevor. Statt der bisherigen fünf vierstündigen Vertiefungsfächer soll es an den Oberstufen im Land voraussichtlich drei fünfstündige Intensivkurse geben, die auch im Abitur geprüft werden. So sieht es ein Papier vor, das jetzt die CDU-Fraktion vorgelegt hat.

 

Allerdings arbeitet auch die CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann bereits seit Februar an der Reform der Oberstufe. Entsprechend überrascht zeigten sich Ministeriumskreise von dem Vorstoß der Fraktion. Voraussichtlich Ende Juni will Eisenmann dem Kabinett ihre Vorlage präsentieren.

Vorgabe der Kultusministerkonferenz

Die Reform geht auf einen Beschluss der Kultusministerkonferenz aus dem vergangenen Jahr zurück. Danach dürfen in der Kursstufe nur noch zwei bis vier Fächer auf erhöhtem Anforderungsniveau unterrichtet werden. Das soll den Schülern zu vertiefteren Fachkenntnissen verhelfen, hoffen die Kultusminister. Seit die Leistungskurse abgeschafft wurden, klagen Ausbilder und Hochschulen darüber, dass die Abiturienten erhebliche fachliche Lücken hätten. Dem soll mit der Änderung abgeholfen werden. Gleichzeitig soll eine breite Allgemeinbildung vermittelt werden.

Zum ersten Mal können Gymnasiasten die neuen Kurse wählen, die 2019 in die Oberstufe kommen. 2021 soll das erste Abitur nach den neuen Regeln abgelegt werden.

Die CDU plädiert für drei fünfstündige Intensivkurse und für Basiskurse von drei oder zwei Stunden pro Woche. Schüler, die die drei Kernfächer Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache sowie eine Naturwissenschaft nicht als fünfstündige Kurse wählen, sollen sie als dreistündige Basiskurse belegen. Alle anderen Fächer werden zweistündig unterrichtet.

Mehr Lernzeit, nicht mehr Inhalte

Karl-Wilhelm Röhm, der Bildungsexperte der CDU betonte, „mit der Erhöhung auf fünf Stunden wird es mehr Lernzeit geben“. Es sollen nicht mehr Inhalte vermittelt werden, vielmehr sollten die Inhalte vertieft werden. Somit hätten auch die Bildungspläne Bestand. Wenn allerdings etwa Englisch nur noch dreistündig unterrichtet werde, seien jedoch Änderungen nötig, sagte Röhm dieser Zeitung: „Man könnte die Schwerpunkte auf die Kommunikation legen und bei Shakespeare Abstriche machen“.

Außerdem will die CDU die Präsentationsprüfung abschaffen. Zu viele Schüler würden bisher ihre Präsentationen schlicht aus dem Internet abschreiben. Statt dessen will die Fraktion zurück zur klassischen mündlichen Prüfung mit 20 Minuten Vorbereitungs- und Prüfungszeit zu einem nicht vorher bekannten Thema aus der Kursstufe.

Präsentationsprüfung in der Koalition strittig

Die Grünen zeigen sich in vielen Punkten einig mit den Vorschlägen. „Wir brauchen stärkere Fachlichkeit und wollen stärker auf die Schüler eingehen“, sagte die bildungspolitische Sprecherin Sandra Boser unserer Zeitung. Die fünfstündigen Kurse seien dafür besser geeignet. Das Konzept biete auch mehr Wahlmöglichkeiten. Die Grünen können sich jedoch anders als die CDU auch vorstellen, vier Fächer fünfstündig zu unterrichten. Offen sei auch, ob die Präsentationsprüfung abgeschafft oder eventuell verändert werde.

Das Kultusministerium ist dem Vernehmen nach mit der CDU in den Grundlinien einig. Diese entsprächen der KMK-Vorgabe. Die Ministerin tendiere wie die CDU zu drei statt vier Intensivkursen.

Wahlmöglichkeiten noch nicht festgelegt

Bei den Fächerkombinationen soll es aber noch keine endgültige Festlegung geben. Die CDU will den künftigen Abiturienten klare Schwerpunktsetzungen ermöglichen. „Wir wollen die Naturwissenschaften stärken“, sagte Karl-Wilhelm Röhm. So sollen künftige Oberstufenschüler sowohl Mathematik als auch zwei Naturwissenschaften als fünfstündige Intensivkurse wählen können. Diese Schüler müssten dann nach Röhms Vorstellung aber Deutsch und eine Fremdsprache als dreistündige Fächer belegen. Auch Deutsch und zwei Fremdsprachen sollten als Intensivkurse möglich sein. In jedem Fall müssten zwei der Fächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache in der Abiturprüfung vorkommen, so Röhm. Über die Wahlmöglichkeiten spricht aber das Kultusministerium das letzte Wort.