Wer polarisiert, liegt weltweit im Trend. Der Zeitgeist ist ein Hass sähender Populist. Die moderne Demokratie wird in die Ecke gedrängt. Sie muss sich wehren.

Seite Drei: Dieter Fuchs (fu)

Stuttgart - Wem die hehren Prinzipien der repräsentativen Demokratie als Einstieg zu hochgestochen sind, kann gerne den Blick wenden auf seinen Verein, den Chor, die Baugruppe oder den Elternbeirat. Überall dort, wo unterschiedliche Menschen ein gemeinsames Projekt entwickeln wollen, braucht es eine unstrittige Wertebasis und den Willen zum Konsens, gerade im Streit. Alles andere führt zum Stillstand, zur Zerstörung des Systems oder zur Alleinherrschaft. Auch die moderne Demokratie überall auf der Welt funktioniert nach diesen Prinzipien. Doch unstrittig sind sie nicht mehr. Der globale Trend geht hin zu einer Machtausübung, die auf Spaltung beruht, bis zum Hass auf die Andersdenkenden. Wohin das führt, zeigen die Briefbomben in den USA ebenso wie die Wahl in Brasilien am Sonntag, die aller Voraussicht nach einen Populisten übelster Sorte an die Macht bringen wird. Die liberale, offene, repräsentative Demokratie mit all ihren prägenden Werten wie auch mit ihren Mängeln droht ein Auslaufmodell zu werden.