Die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß haben sich auf beispiellose Weise über die Berichterstattung in den Medien beklagt. Das ist mindestens scheinheilig, wenn nicht gar lächerlich, kommentiert Marko Schumacher.

Stuttgart - Zwischen den minutenlangen Tiraden von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß bekam auch Hasan Salihamidzic die Gelegenheit, sich kurz zu Wort zu melden. Wie seine Bosse legte auch der Sportdirektor des FC Bayern die maximale Empörung in seine Stimme, als er den Satz loswurde, den er sich gewiss schon vor dieser beispiellosen Medienschelte überlegt hatte: „Die Bundesliga ist doch keine Dschungelshow.“

 

Vor allem die Bayern haben die totale Kommerzialisierung vorangetrieben

Das ist allerdings insofern nicht ganz richtig, als auch die Bundesliga längst zu einer grellend bunten Show geworden ist, die rund um die Uhr und auf allen Kanälen neue Schlagzeilen produziert. Tatkräftig haben gerade die Bayern daran mitgewirkt, die Kommerzialisierung auf Biegen und Brechen voranzutreiben und aus dem Profifußball eine milliardenschwere Unterhaltungsbranche zu machen. Die Münchner sind dadurch so reich geworden, dass sie in Deutschland keine Konkurrenz mehr zu fürchten haben, auch wenn sie gerade ein bisschen straucheln. Dass Rummenigge und Hoeneß nun auf so brachiale Weise die medialen Auswüchse geißeln, ist mindestens scheinheilig, wenn nicht gar lächerlich.

Natürlich ist es die Aufgabe der Bayern-Führung, sich schützend vor ihre Spieler zu stellen. Legitim ist es auch, sich gegen falsche Berichterstattung künftig verstärkt zur Wehr zu setzen. Völlig absurd aber wird es, wenn ausgerechnet Rummenigge an Artikel 1 des Grundgesetzes erinnert („Die Würde des Menschen ist unantastbar“) und ausgerechnet Hoeneß zunehmende „Polemik“ und „Respektlosigkeit“ beklagt. Wenn man sich richtig erinnert, waren es gerade diese beiden Herren, die in der Vergangenheit keine Gelegenheit ausließen, andere in den Boden zu stampfen. Allen voran Präsident Hoeneß.

Uli Hoeneß nagelt seinen Ex-Spieler Juan Bernat an die Wand

Mesut Özil spiele „seit Jahren einen Dreck“, der Leverkusener Karim Bellarabi sei „geisteskrank“, so lauteten seine Urteile der vergangenen Monate. Und während er sich nun über die angeblich abfällige Berichterstattung empörte, nagelte er en passent sogar noch einen Mann an die Wand, der bis zum Sommer bei den Bayern spielte: Juan Bernat sei in der vergangenen Saison „alleine dafür verantwortlich“ gewesen, dass der Rekordmeister beinahe aus der Champions League ausgeschieden sei, der Spanier habe „einen Scheißdreck“ gespielt.

„Geht’s eigentlich noch?“, möchte man da rufen – doch das hat Rummenigge schon getan. Außer sich vor Wut, weil es die Medien wagten, nach dem Länderspiel in den Niederlanden (0:3) die Bayern-Profis Manuel Neuer, Mats Hummels und Jerome Boateng zu kritisieren.

„Heute ist ein wichtiger Tag für den FC Bayern, weil wir Ihnen mitteilen, dass wir uns das nicht mehr gefallen lassen“, so hatte Rummenigge seine Attacken eröffnet. Es ist auch ein wichtiger Tag für die große, bunte Show namens Bundesliga, weil er genügend neues Material geliefert hat, um in den nächsten Tagen und Wochen problemlos sämtliche Medienkanäle zu füllen.