Gebhard Müller (1953–1958)

 

Einen genialen Aktenmenschen hat der Politikwissenschaftler Theodor Eschenburg den Ministerpräsidenten Gebhard Müller (1900–1990) genannt. Andere sahen in ihm das Ideal des auf Sparsamkeit bedachten schwäbischen Hausvaters erfüllt. Und wieder andere rieben sich an seinem ausgeprägten Katholizismus. All das zusammen macht noch kein scharfes politisches Profil. Doch darauf hatte es Müller auch nicht angelegt: Der CDU-Mann wünschte Harmonie in der Regierung. Also installierte er 1953 eine Allparteienregierung – nur die KPD war ausgeschlossen. Hintergedanke war für ihn, dass nur durch Einigkeit an der Spitze auch der innere Zusammenhalt des Südweststaats wachsen könne. Schließlich war er einer der Gründungsväter, und er hat in späteren Veröffentlichungen mit dafür gesorgt, dass dieses Bild in den Geschichtsbüchern haften blieb. Die von ihm betriebene Politik, die dem Wiederaufbau der Infrastruktur eines zusammenwachsenden Landes galt, entsprach dem Gebot der Stunde – und wohl auch seinem Naturell. Gleichwohl hatte sie auch symbolische Höhepunkte wie die Schaffung des Landeswappens, in dem vor allem Baden und Württemberg sichtbar glücklich vereint waren. Die Harmonie wurde lediglich gestört von Kanzler Konrad Adenauer, der den Südweststaat abgelehnt und sich über Müllers Niederlage von 1952 gegen Reinhold Maier amüsiert hatte. Nicht zuletzt dieser Konflikt erklärt, warum der auch gesundheitlich angeschlagene Müller sich 1958 aus der Politik verabschiedete.