Hans Filbinger (1966–1978)

 

Die Ruhe der frühen Bundesrepublik war dahin, es wuchsen die politischen Spannungen. Das bewirkten die Studentenunruhen von 1968, die terroristischen Aktionen der RAF, der Wechsel in der Bonner Ostpolitik, der Beginn der Anti-Atomkraft-Bewegung. Doch gerade in diesen bewegten Zeiten erreichte Baden-Württembergs CDU 1972 und 1976 die absolute Mehrheit – gleichsam als der sichere Hort in turbulenten Zeiten. Hans Filbinger (1913–2007) konnte sich mit seiner Politik bestätigt sehen, die betont konservativ war, aber durchaus wirtschaftsfreundlich. Zugleich hatte er die ideologischen Gräben noch vertieft, als er 1976 mit dem Slogan „Freiheit oder Sozialismus“ in den Landtagswahlkampf zog. Auch sein Abgang passte in diese Phase: Seine Vergangenheit als Marinerichter im Dritten Reich holte ihn ein, und es war vor allem seine uneinsichtige, geradezu halsstarrige Reaktion auf die Vorwürfe, die ihn 1978 das Amt kostete. Jahrelang arbeitete er danach an seiner Rehabilitation – und noch Günther Oettinger wäre mit seiner Rede zur Trauerfeier beinahe Opfer der Filbinger-Affäre geworden, die in der CDU lange nicht aufgearbeitet worden ist. Diese Affäre hat vieles von dem überdeckt, was unter Filbinger im Land geschehen war: Mit der Volksabstimmung 1971 wurde die Länderfusion vollendet, und die Gebietsreform verschob die historischen Grenzen im Land – zwischen Regierungsbezirken, Kreisen und Gemeinden.