Lothar Späth (1978–1991)

 

Auf viele im Land wirkte Lothar Späth (geboren 1937) wie eine Befreiung: Endlich einmal ein junger Ministerpräsident, der Provinzialität und Konservativismus durch Liberalität und Moderne ersetzte, der sich nicht durch fleißiges Aktenstudium, sondern durch spritzige Ideen und tolle Projekte auszeichnen wollte. Entsprechend gab sich Späth eher wie ein Manager der Baden-Württemberg AG, der sein Unternehmen welt- oder doch zumindest europamarkttauglich zu machen versucht. Neben der Wirtschaftspolitik widmete sich Späth gern der Kultur. Sie verschaffte dem „Cleverle“, dem ersten Nichtakademiker unter den Ministerpräsidenten, die Aura von Weltläufigkeit – und vor allem Bühnen zur eigenen Selbstdarstellung. Dass vieles davon reine Ankündigungspolitik war, erkannten viele Bürger erst im Nachhinein. Insbesondere streng konservativen CDU-Anhängern gefiel freilich die neue Agilität nicht – von Wahl zu Wahl büßte die Union Stimmen ein. Doch konnte Späth die absolute Mehrheit über die Zeit retten. Die große Nähe zur Wirtschaft brachte Späth 1991 zu Fall: Die Traumschiffaffäre, die für Gefälligkeiten von Firmenchefs stand, führte zum Rücktritt. Späth ging danach nach Jena zu Carl Zeiss, wo er seine Managementfähigkeiten unter Beweis stellen konnte.