Katarina Barley wird die neue Generalsekretärin der SPD. Das wird keine leichte Aufgabe – nicht nur, weil sie eine Newcomerin und kaum vernetzt ist.

Berlin - Ein wenig merkt man Katarina Barley die Aufregung schon an bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt im Willy-Brandt-Haus. Die 46-Jährige soll Generalsekretärin von SPD-Chef Sigmar Gabriel werden, Nachfolgerin von Yasmin Fahimi, die nach glücklosen zwei Jahren überraschend den Weg für eine Neubesetzung freimachte und zum Jahreswechsel als Staatssekretärin ins Arbeitsministerium wechseln wird. Als der Anruf Gabriels sie erreichte, sei das ein „bisschen so wie bei Obamas Nobelpreis“ gewesen, sagt Barley nun. „Wow“, habe sie da gedacht, „das ist schon eine große Ehre“.

 

Die Bundestagsabgeordnete aus Trier beschreibt sich als „sachlich denkenden“ und „sehr verlässlichen“ Menschen, ihr sei ein „fairer Umgang“ sehr wichtig. Ob ihr deshalb nicht bange sei vor der Zusammenarbeit mit Gabriel, dem ja gemeinhin nachgesagt werde, impulsiv zu sein? „Ich kenne Sigmar Gabriel auch nicht erst seit gestern“, antwortet sie. Ihr sei schon klar, dass Gabriel ein ganz anderer Typ sei, aber sie schätze „Menschen mit Profil“ und könne schwammige Typen nicht leiden, „die man nicht an die Wand nageln kann“. Worauf Gabriel launig einwirft, dass „dies jetzt hoffentlich keine Ankündigung“ sei und Barley außerdem klar sein sollte, dass man in seinem Fall „lange Nägel“ brauche.

Gabriel tut sich noch schwer mit ihrem Namen

Barley schlägt sich tapfer neben Gabriel, meidet Fettnäpfchen, wirkt unverkrampfter als ihre Vorgängerin. Gleichwohl ist sie ähnlich schlecht vernetzt. Ein Umstand, der es Gabriel leicht machte, Fahimi zu degradieren, da er doch vor zwei Jahren ohnehin lieber Ralf Stegner genommen hätte. Gabriel versucht nun, Barleys Unerfahrenheit ins Positive zu wenden. Die ehemalige Richterin könne auf eine „beeidruckende berufliche Karriere“ jenseits der Politik zurück blicken, eine Erfahrung, die „uns gut tun wird“. Außerdem sei sie ja Kommunalpolitikerin gewesen, was bedeute, dass sie schon „sehr genau wisse“, wie die SPD vor Ort funktioniere. Gleichwohl scheint auch er sie noch nicht lange als Talent gesichtet zu haben. Ihren Nachnamen spricht er jedenfalls nicht so britisch aus, wie sie es für richtig hält. Und bei ihrem Vornamen vertut er sich ein ums andere Mal. Deshalb wird es unfreiwillig komisch, als Barley anmerkt, sie sei schon froh, wenn man ihren Namen richtig schreibe.

Anders als Fahimi ist Barley zumindest im Bundestag, wenn auch erst seit 2013. Und immerhin hat es die als ehrgeizig beschriebene Frau bereits zur Justiziarin der Fraktion gebracht. Aber ihr fehlen Bindungen in Landesverbände jenseits von Rheinland-Pfalz und Kontakte zu Medien. Weshalb die Frage nahe liegt, ob sie derart unerfahren auch die Wahlkampfleitung übernehmen könne? Dies, so antwortet Barley kühl, sei so im Parteistatut fest gelegt. Gabriel, der sich jüngst als williger Kanzlerkandidat outete, sieht sich genötigt, das zu ergänzen. Es blieben für Barley „daneben unglaublich viele andere Aufgaben“. Soll wohl heißen, Barley habe genug zu tun, auch ohne Wahlkampf. Gut möglich, dass deshalb Gabriels Prophezeiung eintrifft: „Das wird sicher ne spannende Zeit“.