Immer ausuferndere Inszenierungen, Kostüm- und Materialorgien: so stellt sich, oft auch in Stuttgart, das gegenwärtige Musiktheater dar. Es fragt sich vor dem Hintergrund der Sanierungsdebatte, ob dies das ästhetische Ideal bleiben wird.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Mit der Formel „State of the Art“ versehen ist schnell etwas: Zum Beispiel war es in der Oper einmal höchster Inszenierungsstandard, dass Wotan in Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ flächendeckend den Wirtschaftsboss mimen musste. Kostümbildner und Regisseure gaben ihm als Insignien der Macht fast immer Anzug, Schlips und Aktenkoffer mit, auch nachdem der gewitzte Loriot festgestellt hatte, er habe den Gott Wotan jetzt so oft mit Briefcase oder Tasche gesehen, dass er ihn sich eigentlich gut mal wieder mit Speer vorstellen könne (was dann im sagenhaften Stuttgarter „Vier-Regisseure-Ring“ der Ära Zehelein tatsächlich der Fall war: Speer und Jogginghose).