Ungewöhnliche Badegäste: Mitglieder der Satire-Partei sind am Sonntag verkleidet ins Backnanger Schwimmbad Wonnemar gegangen. Welchen Hintergrund die Aktion hatte:

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Backnang - Der Trupp, der am Sonntag im Backnanger Hallenbad Wonnemar planscht, zieht jede Menge Blicke auf sich. Ein bärtiger junger Mann im Burkini, ein weiterer im Badeanzug im Stil der 1920er Jahre, ein Paar in einer Art Karnevalskostüm – die Bademeister werden nervös. Eine Krawatte und ein riesiger Schleier müssen aus dem Becken draußen bleiben – ansonsten lassen die Aufseher den seltsamen Haufen gewähren. Die Badegäste schauen amüsiert. „Das ist doch gegen Rechts, oder?“, fragt ein Mann grinsend vom Liegestuhl aus.

 

Stimmt. Zumindest so in etwa. Die Armbinde eines der Herren verrät: Hinter der Aktion steckt der neue Ortsverein der „Partei“, der sich erst in der vergangenen Woche zusammengefunden hat. Dieser hatte auf Facebook zum „Burkinischwimmen“ eingeladen. Der Mann im 1920er Badedress heißt Marco Schlich und ist der Erste Vorsitzende. Schlich ist in Backnang kein gänzlich Unbekannter: Bei der Kommunalwahl war er angetreten – als „Partei“-Mitglied, aber auf einer bürgerlichen Liste. „Mehrere Menschen haben mich darauf angesprochen, dass es doch toll wäre, einen Ortsverein zu haben“, sagt Marco Schlich.

Das steckt hinter der Aktion mit dem Burkini:

Der Hintergrund der Burkini-Aktion im Wonnemar ist ein Vorfall von Anfang Juli. Damals hatte eine vollverschleierte Schwimmbadbesucherin im Burkini einen Streit ausgelöst, der in der Kommunalpolitik und in sozialen Netzwerken heftige Debatten über das Für und Wider eines Burkiniverbots nach sich zog.

Zur Gründung des Ortsvereins in der vergangenen Woche fanden sich 25 Mitglieder zusammen. „Wer weiß, vielleicht sind wir ja sogar auf Anhieb mehr Mitglieder als bei der Gründung der AfD hier“, sagt Schlich augenzwinkernd. „Wir machen Politik mit Mitteln der Satire“, erklärt er die Ziele des neuen Ortsvereins.

Keine weinenden Kinder, nur nervöse Bademeister

Während beim Anblick der echten verschleierten Muslima, einer deutschen Konvertitin, vor gut zwei Wochen angeblich die Kinder zu weinen begannen, reagieren viele Badegäste am Sonntag auf die Delegation der „Partei“ lachend. „Den allermeisten ist es völlig egal“, sagt Schlich und fügt augenzwinkernd hinzu: „Auch wenn wir es wirklich versucht haben, die Kinder wollen einfach nicht weinen.“ Einige Erwachsene sprechen die merkwürdige Gruppe auch an. „Weiter so“, findet ein kräftiger Mann in klassisch geschnittener Badehose. Interviews mit weiteren Badegästen unterbindet ein sichtlich angespannter Bademeister.

Welche Themen sich die Satiriker als nächstes vornehmen werden, steht noch nicht fest. „Die Backnanger Kommunalpolitik bietet sicher genügend Anlässe“, ist der Vorsitzende überzeugt.