Borussia Dortmund gibt gerade sehr viel Geld für ziemlich unbekannte Spieler wie Henrich Mchitarjan aus – und hat daneben hausgemachte Probleme.

Stuttgart - Keine Frage, Borussia Dortmund will nicht plötzlich den Markt in Gabun und Armenien erobern. Aber aus diesen exotischen Ländern stammen der Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang (24) und der Mittelfeldspieler Henrich Mchitarjan (24). Sie sollen dafür sorgen, dass der Verein weiter eine so starke Rolle im Fußball spielen kann wie in der Vergangenheit – aber nicht wenige Experten wundern sich über diese Dortmunder Vorgehensweise.

 

Es gibt Fragen, denn das Volumen der Transfers ist gewaltig. Während die Borussia für Aubameyang eine Ablöse von 13 Millionen Euro zahlen muss, sind für Mchitarjan 24 Millionen Euro fällig. Offiziell. Nach StZ-Informationen beläuft sich die Summe jedoch sogar auf 32,5 Millionen Euro – für einen Profi, der zuletzt für Schachtjor Donezk in der Ukraine aufgelaufen ist und den im Westen kaum einer kennt. Zur Erinnerung: Mario Gomez wechselt jetzt für vergleichsweise bescheidene 16 Millionen Euro vom FC Bayern nach Florenz.

Es ist also das ganz große Wirtschaftsrad, an dem die Borussia dreht. Damit einher geht die Abkehr von der Philosophie, die den Club stark gemacht hat. Bis zu diesem Sommer bewegten sich die Verpflichtungen in einem überschaubaren finanziellen Risikorahmen – ob bei Robert Lewandowski, Mats Hummels oder Ilkay Gündogan. Der Einzige, der nicht in dieses Raster passte, war Marco Reus, bei dem jedoch klar war, dass er in der Bundesliga zurechtkommt. Ob das für Aubameyang und Mchitarjan gilt, wird sich zeigen.

Ein weiteres Fragezeichen steht hinter Lewandowski. Obwohl die Macher in Dortmund praktisch täglich beteuern, dass der Stürmer keine Freigabe erhält, ist der FC Bayern ganz offensichtlich weiter fest davon überzeugt, dass der Pole in der neuen Saison in München spielen wird. Sicher scheint, dass die Bayern noch einen Trumpf im Ärmel haben und dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

Ohnehin fragt sich die Borussia, was die Bayern planen, die sich immer weiter verstärken – etwa mit Mario Götze, der in Dortmund eine große Lücke hinterlässt. Möglich wurde sein Abgang, weil er in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel für 37 Millionen Euro hatte. Diese Option hatte Sportstotal ausgehandelt. Hinter der Spielervermittlungsagentur von Götze stehen die Chefs Volker Struth und Dirk Hebel – sowie Reiner Calmund als Berater. Über diese Schiene mischt der Ex-Manager von Bayer Leverkusen zumindest indirekt bei den Dortmunder Geschäften mit.

Die Borussia hat auf die Entscheidung von Götze allergisch reagiert. Sie stellte jedoch nicht die Berater infrage, obwohl sie die Voraussetzungen für den Wechsel geschaffen hatten, sondern den Spieler. Nun wird Marco Reus ebenfalls von Sportstotal betreut. Auch er besitzt wohl eine Ausstiegsklausel und kann den Club für 25 Millionen Euro verlassen. Im Augenblick versucht die Borussia nach StZ-Informationen, ihm dieses Recht abzukaufen. Aber warum hat sich Dortmund überhaupt auf solche Vereinbarungen mit der Agentur eingelassen? Das ist eine weitere spannende Frage, die sich gerade einige Fachleute im Zusammenhang mit dem BVB stellen.