Rund 12 000 Zuschauer verfolgen den 42. Bietigheimer Silvesterlauf und feuern die 3722 Teilnehmenden an. Das Siegerehepaar Esther und Hendrik Pfeiffer distanziert dabei die Konkurrenz auf der 10,5 Kilometer langen Strecke.
In eine warme rote Decke gewickelt steht Hendrik Pfeiffer im Zielraum unter dem Viadukt in Bietigheim und hält Ausschau nach seiner Frau. Der Läufer vom TK Hannover muss sich noch ein wenig gedulden, aber drei Minuten und 41 Sekunden nachdem er als bester Mann die Zeitschranke passiert hat, kommt auch Esther Pfeiffer ins Ziel – als Schnellste bei den Frauen. Die Pfeiffers präsentierten sich als Powerteam bei der 42. Auflage des Silvesterlaufs in Bietigheim. Auch Esther Pfeiffer schnappt sich schnell eine Decke, denn es ist sehr kalt am letzten Tag des Jahres – aber die Sonne scheint und liefert beste Bedingungen für die Top- und Hobbyläufer. Arm in Arm analysiert das Siegerpaar den Lauf. Für Hendrik Pfeiffer war es die Premiere beim größten Silvesterlauf in Süddeutschland. „Die harte Arbeit hat sich gelohnt, wir haben die letzten Monate ein bisschen gelebt wie die Einsiedler, haben alle Kontakte vermieden, um nicht krank zu werden“, sagt Hendrik Pfeiffer.
Spannend haben es die beiden nicht gemacht. Beide distanzierten die Konkurrenz deutlich: Hendrik Pfeiffer (TK Hannover) siegte nach 31:01 Minuten mit 41 Sekunden Vorsprung vor Paul Specht und dem Vorjahreszweiten Jona Bodirsky (TV 05 Rot/ 31:46 Minuten). Der Ludwigsburger Kurt Lauer, der jetzt für den VfL Sindelfingen startet, wurde starker Fünfter. Nach der Absage des Seriensiegers Simon Boch hatte Marathonspezialist Pfeiffer die Rolle des Favoriten gern übernommen, perfekt ausgefüllt und sich von Beginn an zunächst mit Jona Bodirsky und dann mit der zweiten Runde allein an die Spitze gesetzt.
Die Zeit war für die beiden Sieger nicht wichtig
Esther Pfeiffer (34:41) wiederum rechnete sich nach der kurzfristigen Absage der erkrankten Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen) ebenfalls Siegchancen aus und war sogar mehr als eine Minute schneller als die Vorjahresdritte Deborah Schöneborn (Marathon Team Berlin/35:59) und Melina Wolf (LG Region Karlsruhe/ 36:04). „Das war auch Taktik, ich wollte von Beginn an eine große Lücke reißen“, sagte die 27-Jährige.
Die Zeit war für beide nicht wichtig. „Wir wollten nicht auf die Uhr schauen, sondern ein gutes Rennen liefern, die Strecke fordert einen schon genug“, sagte Esther Pfeiffer, die ebenfalls für den TK Hannover startet. Sie freuten sich über den erfolgreichen Formtest auf dem Weg nach Houston in Texas. Dort steht für Hendrik am 19. Januar der Marathon an, seine Frau läuft die Halbdistanz. Pfeiffer ist der viertschnellste Läufer der deutschen Marathongeschichte und legt für Houston die Messlatte sehr hoch. „Ich möchte unter 2:07 Stunden laufen“, sagte er. Im vergangenen Jahr hatte er das Rennen bis Kilometer 38 angeführt und wurde Dritter. Diesmal will er möglichst als Erster in Texas brillieren. Davor steht am Dreikönigstag noch ein Lauf in Schwäbisch Hall an, wo das Duo ihre Titel verteidigen will.
Die Pfeiffers ordnen dem Laufen alles unter, sind als Profis unterwegs. Hendrik seit 2020, Esther hat seit diesem Sommer ihr Psychologie-Studium vorerst auf Eis gelegt. Das zahlt sich aus. „Esther wird immer schneller. Wenn ich normale Dauerläufe mache, dann passt das so richtig für uns“, sagte Hendrik Pfeiffer, der sich bei der Siegerehrung auf noch einmal beim Publikum für den Support bedankte. „Da war eine Megastimmung auf der Strecke, vor allem in der Altstadt haben uns die Leute hoch und runter getragen über die Hügel“, sagte der 31-Jährige. Es sei der allerschönste Silvesterlauf, den er je absolviert habe, verriet der Sieger.
Rekordverdächtige Zahlen auf und an der Strecke
Was die Zahlen angeht können die Organisatoren der LB Neckar-Enz mit starken Werten aufwarten – die von 12 000 Zuschauern auf der 10,5 Kilometer langen Strecke, die in zwei Runden durch Altstadt, das Ellental, auf die andere Seite der Enz und wieder zurück zum Viadukt führt, ausgehen. Auch die Teilnehmerzahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 700 Teilnehmer gesteigert. Exakt 3722 Läuferinnen und Läufer waren gemeldet und wenn man noch die Staffelläufer hinzufügt, waren knapp 4000 Laufbegeisterte rund um das Viadukt unterwegs. Das freute auch Jürgen Kessing, den Oberbürgermeister von Bietigheim, der wie immer den Start mit einer Pistole freigab und vor allem eine starke Zunahme bei Frauen und jungen Menschen im Teilnehmerfeld registriert hat. „Das spricht für die tolle Organisation und zeigt, dass die Gesundheit auf der Straße liegt“, sagt Kessing, der auch Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ist.