Wenn Königin Elizabeth II. im Juni auf Staatsbesuch nach Deutschland kommt, schaut sie auch in Baden-Württemberg vorbei. Jedenfalls ein bisschen.

Stuttgart - Royalistische Rührung in der hessischen Staatskanzlei: Die englische Königin schaut vorbei! „Es ist dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) eine große Freude und eine große Ehre, dass diese außergewöhnliche Persönlichkeit, die seit mehr als 63 Jahren das Gesicht der britischen Monarchie ist, seiner Einladung gefolgt ist,“ verlautbarte der hessische Regierungssprecher Michael Bußer und bestätigte damit einen Bericht der „Bild“-Zeitung“. Elizabeth II. von England und Prinz Philip werden am 25. Juni in Frankfurt am Main erwartet. Der dreitätige Deutschlandbesuch Ende Juni war im Januar vom Buckingham Palace angekündigt worden. Dieser wollte die Meldung am Freitag nicht bestätigen: Man sage noch nichts zu der Reise.

 

Das Königspaar wird also nicht nur Bundespräsident Joachim Gauck und Daniela Schadt in der Hauptstadt die Ehre geben, sondern endlich wieder den Blick auch nach Südwesten lenken. In Berlin hatte sich die Queen, seitdem sie 1987 an der 750-Jahr-Feier der damals noch geteilten Stadt teilgenommen hatte, als Staatsgast naturgemäß öfter sehen lassen, so wie in den Jahrzehnten davor in der Bundeshauptstadt Bonn. Ansonsten lagen die Ziele ihrer Stippvisiten eher in Niedersachsen, Westfalen und am Niederrhein, wo britische Soldaten die Stellung halten. Ihre am weitesten südlich gelegene Reisestation war 1978 Mainz, und das ist nun auch schon 37 Jahre her.

Erinnerung an einen Mai vor 50 Jahren

Der anstehende Staatsbesuch im Sommer weckt die Erinnerungen an die erste Deutschlandreise der Königin und ihres Prinzgemahls vor genau einem halben Jahrhundert. Von 18. bis 28. Mai 1965 reiste die junge Monarchin durch die Bundesrepublik, und ihr Aufenthalt glich einem Triumphzug. Auf dem Flughafen Köln-Wahn wurde sie von 21 Salutschüssen, dem damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke und dem gesamten Kabinett Ehrhard empfangen. In jeder der zwölf Städte, in denen die Königin sich ins „Goldene Buch“ eintrug, säumten Tausende fähnchenschwenkend die Straßen, bei ihrer Fahrt durch Berlin (West) waren es am Himmelfahrtstag, dem 27. Mai, mehr als eine Million. Nicht ohne Grund.

Es war der erste Staatsbesuch eines britischen Monarchen in Deutschland, seitdem König Edward VII. 1909 Kaiser Wilhelm II. besucht hatte, dazwischen lagen zwei Weltkriege, in denen die beiden Nationen einander als erbitterte Feinde gegenüber gestanden hatten. In der britischen Politik und Presselandschaft dominierte Deutschfeindlichkeit – auch zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs; unter dessen ökonomischen Folgen hatten die siegreichen Briten in vielen Bereichen länger zu leiden als die (West-) Deutschen. Es war Philip, der Prinzgemahl, in dessen Adern noch mehr deutsches Blut fließt als in denen seiner Frau, der zuvor jahrelang Überzeugungsarbeit geleistet hatte. Bei den Deutschen war das nicht nötig; ihrer alten, nie neidlosen Bewunderung für die „Cousins“ mit dem Weltreich hatten herzerwärmende Illustriertengeschichten über die Windsors mit ihrer romantischen Liebesgeschichte und ihren süßen prinzlichen Kindern aufgeholfen.

Nach Stuttgart werden die Windsors es kaum schaffen

Elizabeth II. und Philip, seinerzeit ein schmuckes Paar um die vierzig, legten damals den Grund für die allenfalls in Popstar-Kategorien zu fassende Begeisterung des deutschen Boulevards für „seine“ Royals. Dass die während der Diana-Leidensjahre Mitte der Neunziger etwas nachgelassen hatte, ist in Zeiten, da man sich mit dem Thronfolger Charles über die Haltbarkeit seiner zweiten Ehe freut und gebannt auf die Entbindung seines zweiten Enkels wartet, vergessen. Die demnächst 89-jährige Königin und der bald 94-jährige Herzog von Edinburgh dürfen jedenfalls erneut mit einem herzlichen Empfang rechnen.

Vor fünfzig Jahren hatten die beiden auch Station in Stuttgart gemacht. Ob damals der Rasen am Neuen Schloss tatsächlich per Spraydose begrünt worden war, steht dahin. Gesichert dagegen ist, dass die Königin beim Besuch im Schiller-Nationalmuseum Marbach dieses mitnichten mit dem gleichnamigen Gestüt verwechselte und fragte, wo denn die Pferde seien. Die Hoffnung, sie möge auch dieses Mal Halt machen zwischen Wald und Reben, dürfte angesichts der Kürze des Aufenthalts von 24. bis 26. Juni ebenfalls ins Leere gehen.