Vor 116 Jahren wurde das Welte-Mignon-Verfahren patentiert. Die von Papierlochstreifen gesteuerten Reproduktionsklaviere aus Freiburg klangen beinahe, als drückte ein veritabler Pianist die Tasten.

Stuttgart - Am 11. April 1902 betrat ein etwas gedrungener, verschmitzt dreinblickender Neapolitaner ein Apartment in der Albergo di Milano, dem heutigen Grand Hotel et de Milan, und verdiente in zwei Stunden 100 Pfund Sterling, indem er zehn Opernarien zur rumpelnden Klavierbegleitung sang. Die Gage entsprach ungefähr 2000 Reichsmark. Zum Vergleich: Ein Hafenarbeiter in Hamburg hätte dafür damals rund 32 Monate arbeiten müssen. Das Ganze wurde von der in London ansässigen Gramophone Company auf Wachsmatrizen aufgenommen. Die Schellackplatten verkauften sich blendend und verbreiteten weltweit den Namen des Tenors: Enrico Caruso. Ein Star war geboren und die Schallplatte erlebte ihren Durchbruch.