Die Bedeutung der Kultur für Stadtmarketing ist Thema einer hochkarätigen Diskussionsrunde gewesen. Dabei kam auch der Wunsch nach einem Haus der Weltkulturen auf.

Stuttgart - OB Fritz Kuhn (Grüne) wird kaum mit dem Aufzählen fertig, so viele kulturelle Einrichtungen kann die Stadt aufweisen. Dafür wurde Stuttgart in der Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) bereits zum dritten Mal im bundesdeutschen Ranking des kulturellen Angebots auf den ersten Platz gesetzt. Ein Reichtum von hohem Wert für die Bürger, wie Kuhn betont. Aber auch ein Pfund, mit dem die Wirtschaft und vor allem die Sparte Tourismus wuchern müssen, so Armin Dellnitz, Chef der Stuttgart-Marketing GmbH. Und dafür brauche es die enge Zusammenarbeit aller Kulturmacher in Stadt und Region. Jede einzelne Institution könne noch so großartig sein, erst gemeinsam würden hohe Qualität und Vielfalt erreicht. Als eine der Voraussetzungen, dass die derzeit 3,7 Übernachtungen in Stuttgart und 8,5 in der Region auf fünf und elf Millionen gesteigert werden können und die Chinesen dieses Reiseziel für unwiderstehlich halten.

 

Die Vision von weniger Autos

So kommt es, dass in der Staatsgalerie Kuhn vor handverlesenem Publikum über eine Stadt, ihre Kultur und ihren Wert spricht, und Hausherrin Christiane Lange mit Anne Vieth vom Kunstmuseum, Ines de Castro vom Linden-Museum, Torben Giese vom Stadtmuseum, Bettina Pau von der Kulturregion Stuttgart und Marc-Oliver Hendriks vom Staatstheater im Schulterschluss den Beweis für Kuhns Gedanken antreten.

Kultur sei von fundamentaler Bedeutung für die Vermarktung einer Stadt, wenn es um die Ansiedlung neuer Firmen oder die Berufung hochqualifizierter Leute gehe, bestätigt Kuhn. Der Kulturetat von 147 Millionen Euro sei eine verlässliche Förderung mit der Option, dass Subventionen auch Luft nach oben hätten. Denn Stadtpolitik müsse die Entfaltung der Kultur sicherstellen und Räume für Neues schaffen. Da kann der OB schon mal auf das Stadtmuseum verweisen, das 2018 eröffnet werde, und die Sanierung der Wagenhallen. Der Rest sind Projekte: die Sanierung der Oper, vor der eine Interimsspielstätte gefunden werden muss. Die Erweiterung des Theaterhauses. Ein Neubau für das Linden-Museum. Ein neues Konzerthaus. Und die Verwandlung der B 14 in eine wirkliche Kultur- und Flaniermeile.

Visionen, die sich mit den Wünschen der Kulturmacher decken. Christiane Lange hätte gern weniger Autos vor ihrem James-Stirling-Bau, Ines de Castro wünscht sich das Haus der Weltkulturen, in dem die 160 000 Exponate endlich optimal präsentiert werden können, und Hendriks stellt Altbekanntes fest: Dass erst Anerkennung von außen den Stuttgartern klar macht, welchen Schatz sie besitzen. Nachdem zum Beispiel die Oper mehrfach Opernhaus des Jahres geworden sei, wuchsen Stolz, Selbstbewusstsein und Besucherzahlen.