Der Mittelalterverein aus Heimsheim startet eine Gruppe für den Ritter-Nachwuchs. Auch der Schlosskeller wurde aufgehübscht.

„Ja!“, ganz in den Kampf versunken und die nagelneuen Übungsschwerter aus Schaumstoff fest in der Hand, ist ein halbes Dutzend Mini-Ritter auf dem Schlosshof des „Kastens“ in Heimsheim in ihr Spiel vertieft. Der Kasten, das ist das Schleglerschloss, und die fünf Ritter in spe sind Anwärter für die erste Jugendgruppe des Mittelaltervereins „Die Schlegler“ Im Schlossgarten mitten in Heimsheim konnten interessierte Kinder am Samstag ins Mittelalter schnuppern und sich beim Bogenschießen, Schwertkampf und in der Herstellung damaliger Ausrüstungsgegenstände ausprobieren.

 

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Auch der elfjährige Philipp hat die Gelegenheit genutzt: „Das Lagerleben interessiert mich am meisten“, erzählt er, während ihm ein erfahrener Schlegler die mittelalterliche Rüstung anlegt. Das Unterkleid aus dicker Baumwolle, das die Schläge dämmen soll, ein Helm, Handschuhe, ein Kettenhemd und Beinschienen, dazu die Waffen. Für einen voll gerüsteten Ritter sind das satte 35 Kilo Gewicht. Philipp trägt die „Light-Version“ ohne schwere Waffen voller Stolz.

Nachwuchs übt sich im Ritter-Dasein

Doch auch Schwertkampf und Bogenschießen interessieren ihn. Das alles bietet der Verein, dazu noch viel Wissen um das mittelalterliche Leben und die damalige Handwerkskunst. Am Samstag wurde denn auch gebastelt. Zum Beispiel konnte ausprobiert werden, wie eine Geldkatze – ein Lederbeutel, der als Geldbörse alltäglich war – gefertigt wird, zunächst allerdings aus Papier.

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„Ich war schon ein bisschen aufgeregt. Wir wussten ja nicht, ob unser Angebot angenommen wird“, gibt Detlef Kleinecke am Nachmittag zu. Doch der Aufwand hat sich gelohnt, es sind einige Kinder gekommen, die neugierig sind auf das, was sie hier kennenlernen können. „Was daraus wird, werden wir sehen“, sagt der Vorstand pragmatisch. Doch vorbereitet hat sich der Verein sehr professionell, und mit den Jugendleitern Felix Albrecht, Felix Baum und Simon Kleinecke und der Jugendschutzbeauftragten Susanne Essig zeigt der Verein, wie wichtig ihm die Jugendarbeit ist.

In 1000 Arbeitsstunden den Schlosskeller renoviert

Dabei hat der Verein zwei harte Jahre hinter sich. „Uns sind mit der Pandemie plötzlich alle Einnahmen weggebrochen“, erzählt Kleinecke. Der Verein finanziert sich fast ausschließlich durch Veranstaltungen. Doch die Schlegler sind halt umtriebig, und die Zeit ohne Märkte, Veranstaltungen und Umzüge haben die engagierten Mittelalterfreunde sinnvoll genutzt: Sie haben den alten Schlosskeller saniert, renoviert, aufgehübscht und so vorbereitet, dass hier zukünftig Veranstaltungen stattfinden können. Gut 1000 Arbeitsstunden waren dafür nötig, weiß der Vorstand.

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Am 4. Juni werden die Räume mit Publikum eingeweiht, denn da ist Premiere der neuen Veranstaltungsreihe „Kultur im Schleglerkeller“. Die vereinseigene Band „Martinsvögel“ spielt auf und sorgt zusammen mit dem „Burgauer Ritterpoet Dentatus vom Eichberg“ und seiner urschwäbischen Lyrik für gute Laune. 40 Zuschauer haben Platz im Schleglerkeller, zukünftig eine kleine, aber feine Location für die Kleinkunst.

Es fehlt noch ein Übungsgelände für die Bogenschützen

Der Verein zählt rund 40 aktive Mitglieder. Sie eint nicht nur das Interesse am Mittelalter, sondern auch die besondere Gemeinschaft der Schlegler, die auch eine stützende Rolle in der Gesellschaft einnehmen will. Zum perfekten Comeback fehlt jetzt noch ein Übungsgelände für die Bogenschützen, und auch ein neues Lager wird gesucht. Denn das alte Feuerwehrhaus, in dem die großen Zelte und anderer Vereinsbesitz untergebracht sind, wird abgerissen. Der Plan, auf dem neuen Bauhofgelände unterzukommen, ist gescheitert.

Doch die Rittersleute haben einen Plan B: „Wir sind im Gespräch mit der Stadtverwaltung“, lässt sich der Vorstand entlocken, „und wir haben was in Aussicht.“ Mehr verrät er nicht. Steht zu hoffen, dass es klappt und die Nachwuchs-Ritter ordentlich trainieren können.

Info Mehr zum Verein und zur Kartenreservierung für „Kultur im Schleglerkeller“ im Internet auf www.schlegler.de.